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Pressemitteilung | Montag, 7. September 2015

Leopoldina verleiht zwei Wissenschaftlern Carus-Medaillen

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt die herausragenden Forschungsarbeiten der Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier und des Physikochemikers Hans Jakob Wörner mit den diesjährigen Carus-Medaillen. Die Auszeichnungen werden im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 18. September 2015, in Halle (Saale) überreicht.

Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier (Jahrgang 1968) ist eine Pionierin auf dem Gebiet der gezielten und präzisen Veränderung des Erbguts mit Hilfe bestimmter Enzyme. Sie hat eine der Methoden dieses sogenannten „genome editing“ entwickelt, die CRISPR-Cas9-Methode. Es gelang Charpentier, einen Mechanismus in Bakterien zu entschlüsseln und diesen zu einem Werkzeug weiterzuentwickeln, mit dem gezielt Erbmaterial verändert werden kann. Im Gegensatz zu den bisherigen Genom-Editier-Verfahren ist diese Technik einfacher, flexibler, effizienter und kostengünstiger. Seit der grundlegenden Veröffentlichung des Mechanismus und der Methode in den Jahren 2011 und 2012 in den Fachzeitschriften „Nature“ und „Science“ nutzen Wissenschaftler weltweit dieses System. Innovationen mit Hilfe der neuen Technik erhoffen Forscher sich zum Beispiel auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung und in der medizinischen Forschung.

Emmanuelle Charpentier hat Biochemie und Mikrobiologie an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris (Frankreich) studiert, wo sie auch promoviert wurde. Nach Forschungsaufenthalten in den USA habilitierte die Wissenschaftlerin sich an der Universität Wien (Österreich) und ging danach an die Umeå Universität (Schweden), wo sie nach wie vor eine Gastprofessur inne hat. Seit 2012 hat Frau Charpentier eine Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover inne und leitet die Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. 2014 erhielt sie eine Alexander von Humboldt-Professur. 2015 wurde sie als Direktorin an das Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin berufen. Charpentier wurde für ihre innovativen Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem den Breakthrough Prize in Life Sciences, den Ernst Jung-Preis für Medizin sowie den Louis-Jeantet-Preis.

Prof. Dr. Hans Jakob Wörner (Jahrgang 1981) zählt zu den herausragenden Physikochemikern seiner Altersgruppe weltweit. Mittels spektroskopischer Methoden ermöglicht er die Beobachtung chemischer Reaktionen auf Molekülebene. Wörner war dabei einer der ersten Wissenschaftler, der experimentelle Studien zur Beobachtung der zeitabhängigen Quantendynamik der Elektronenbewegung in Molekülen auf der Subfemtosekunden-Zeitskala ermöglichte. Eine Femtosekunde ist der Billiardste Teil einer Sekunde. Wörner hat damit dazu beigetragen, neue Horizonte der chemischen Reaktionsdynamik zu erschließen. Seine Forschung könnte die Grundlage für viele zukünftige Entwicklungen im Bereich der extremen Kurzzeittechnologie sein.

Hans Jakob Wörner hat in Lausanne und Zürich (Schweiz) Chemie studiert und wurde 2007 promoviert. Nach einem kurzen Aufenthalt am Laboratoire Aimé-Cotton in Paris (Frankreich) ging er für drei Jahre als Postdoktorand an das Joint Laboratory for Attosecond Science in Ottawa (Kanada). Im Jahre 2010 erhielt er eine Förderprofessur des Schweizerischen Nationalfonds und ist seither am Laboratorium für Physikalische Chemie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) tätig. 2013 wurde Wörner auf eine permanente Professur an der ETH Zürich berufen. Seine Arbeiten wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ruzicka-Preis 2012, dem Nernst-Haber-Bodenstein-Preis 2013 und dem Klung Wilhelmy Science Award 2014. Im Jahr 2012 erhielt er ein Stipendium des European Research Council, den ERC starting grant. Seit dem Jahr 2013 ist Wörner Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina - Nationale Akademie der Wissenschaften.

Die Carus-Medaille wurde anlässlich des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Leopoldina, Carl Gustav Carus (1789-1869), gestiftet und erstmals im Jahr 1896 vergeben. Sie würdigt bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen jüngerer Wissenschaftler auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Jacques Monod (1965), der im gleichen Jahr mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt wurde. Christiane Nüsslein-Volhard (1989), die 1995 den Nobelpreis für Medizin oder Physiologie erhielt, und Stefan Hell (2013), der im vergangenen Jahr mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurde. Seit 1961 ist sie mit dem von der Stadt Schweinfurt ─ Gründungsort der Leopoldina ─ gestifteten und mit 5000 Euro dotierten Carus-Preis verbunden.

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