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Pressemitteilung | Dienstag, 10. Mai 2016

Ötzi und die neuen Möglichkeiten der Bioarchäologie: Wie die Molekularbiologie die Erforschung der Menschheitsgeschichte verändert

Die Fortschritte der Molekularbiologie beeinflussen auch die Archäologie. So ist es beispielsweise möglich, auf Basis von Erbgutanalysen der DNA aus Jahrtausende alten Knochen Aussagen über die Herkunft oder gar die Lebensweise von Menschen zu treffen. Die neuen Quellen der bioarchäologischen Forschung und die Verbindung zur klassischen Archäologie stehen im Mittelpunkt des Vortrags von Albert Zink, Mumienforscher aus Bozen (Italien), und einer Podiumsdiskussion mit führenden Experten. Zu der Veranstaltung lädt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Zusammenarbeit mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Leibniz-Gemeinschaft und weiteren Institutionen ein.

Vortrag
„Der Fall Ötzi. Wie die Bioarchäologie die Erforschung der Menschheitsgeschichte verändert”
Mittwoch, 18. Mai 2016, 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr
Neues Museum, Bodestraße, 10178 Berlin

Begrüßung: Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Mitglied der Leopoldina

Vortrag: PD Dr. Albert Zink, Institut für Mumien und den Iceman, Bozen, „Ötzi – Neue Bioarchäologische Einblicke in das Leben und Sterben des Gletschermanns“

Podiumsdiskussion:
•    Prof. Dr. Peter Funke, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
•    Prof. Dr. Harald Meller, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
•    Prof. Dr. Volker Mosbrugger, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt
•    Prof. Dr. Albert Zink, Institut für Mumien und den Iceman, Bozen
•    Moderation: Ulf von Rauchhaupt (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

Der Gletschermann Ötzi, der vor 25 Jahren in den Ötztaler Alpen entdeckt wurde, fasziniert bis heute die Öffentlichkeit. Da der Mensch aus der Kupferzeit als „Feuchtmumie“ 5500 Jahre lang im Eis konserviert war, ist er eine reiche Quelle für biowissenschaftliche Analysen, die immer wieder detaillierte Erkenntnisse über das Erscheinungsbild und den Gesundheitszustand des Mannes liefern. So hatte der Gletschermann beispielsweise  eine Milch-Unverträglichkeit, er war mit Borreliose infiziert und litt unter dem Magenkeim Helicobacter pylori. Die Gletschermumie Ötzi gilt heute als ein Musterbeispiel für das neue Forschungsgebiet der Bioarchäologie.
 
Die Anwendung von Methoden aus der Molekularbiologie in der Archäologie hat in den vergangenen Jahren allgemein zu unerwarteten Einsichten in die Anthropologie und die Kulturgeschichte des Menschen geführt. Mit Hilfe alter DNA aus Knochen oder Zähnen ist es möglich, Aussagen über die Fähigkeit früherer Menschen zu treffen, Milchprodukte oder Stärke zu verdauen. Dies wiederum ermöglicht Rückschlüsse auf ihre Lebensweise. Populationsgenetische Analysen können Aufschluss darüber geben, wie Europa besiedelt wurde und ob zum Beispiel Vertreter sesshafter Kulturen Jäger und Sammler verdrängt haben. In den Gebissen finden sich auch die Spuren von Krankheitserregern wie Pest oder Tuberkulose, mit denen in Zukunft die Geschichte der Verbreitung von Krankheitserregern rekonstruiert werden könnte.

Die sich weiter verfeinernden Methoden der Biologie werden der Archäologie neue Möglichkeiten eröffnen, das Fachgebiet jedoch auch vor grundsätzliche Fragen stellen: Welche Aussagekraft haben paläo-genetische Informationen als Ergänzung zu materiellen Zeugnissen für die Erforschung von Kulturen oder gar Identitäten? Wird die Archäologie zu einer Naturwissenschaft? Was bedeuten diese Entwicklungen für die Archäologie in Deutschland?
Der Veranstaltung geht ein hochkarätiger, eintägiger Expertenworkshop „Neue Perspektiven der Archäologie“ voraus, auf dem führende Wissenschaftler aus der Archäologie, Biologie, Naturwissenschaft aus dem deutschsprachigen Raum sich zu einem fachlichen Austausch treffen.

Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahme kostenlos.Um Anmeldung wird gebeten.

KONTAKT

Leopoldina

Caroline Wichmann

Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel. 0345 472 39 - 800
Fax 0345 472 39 - 809
E-Mail presse(at)leopoldina.org

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Mit dem Aufkommen frei verfügbarer Texterstellungswerkzeuge wie ChatGPT von OpenAI hat die Leopoldina Leitlinien zum Umgang mit diesen Modellen erstellt. Diese Leitlinien gelten für alle Publikationen, die von der Leopoldina veröffentlicht werden.