Als der Wiener Journalist und Kritiker Hermann Bahr sein Buch Antisemitismus – ein internationales Interview 1894 veröffentlichte, griff er damit ein bereits erprobtes Format auf, das aus einem in seiner Zeit klar definierten Frage-Antwort-Komplex bestand. Blickt man aber genauer auf das Material und in die Geschichte der genannten Publikation, so wird schnell deutlich, dass das Interview nicht allein Sache der expandierenden Presse um 1900 war, sondern bereits zuvor in der frühen empirischen Sozialforschung, vor allem dem „Verein für Socialpolitik“ eine wichtige Rolle spielte. Dort wurde die quantitative versus qualitative Forschung und ihre entsprechenden Methoden diskutiert und zugleich die zentralen Stichworte der Zeit aufgerufen: „Authentizität“ und „Objektivität“.

Der Vortrag wird sich zunächst auf Bahrs Buch konzentrieren, um daran anschließend die Entwicklung einer „subjektiven Beschreibung“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Mittelpunkt zu stellen.

Rainer Godel, Dieter Hoffmann und Florian Steger laden Sie herzlich ein.