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Was heißt Moderne? West-östliche Perspektiven auf ein Plastikwort

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Das Wort „modern“ ist heute ein Gebrauchswort in vielen Sprachen. Was kann ein solches Wort überhaupt noch präzise ausdrücken? Ein Vortrag von Leopoldina-Mitglied Alfons Labisch im Rahmen des Symposiums „Wissenstransfer und Modernisierungsprozesse zwischen Europa und Ostasien“.

Date: Monday, 6 October 2014
Time: 18:00 to 19:30
Location: Studienzentrum, Vortragssaal, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

Das Wort „modern“ – erst im späten 18. Jahrhundert in den deutschen Sprachschatz gelangt – ist heute ein Gebrauchswort in vielen Sprachen. Was kann ein solches Wort überhaupt noch präzise ausdrücken? Erscheint es nicht als eines jener „Plastikwörter“, die aus der wissenschaftlichen Diskussion in die Alltagssprache hinübergleiten und dort jede Trennschärfe verlieren? Können wir Konzepte, die den Sprachstamm „modern“ verwenden, überhaupt noch benutzen? Diese Frage soll mit Blick auf das Thema „Wissenstransfer und Modernisierungsprozesse zwischen Europa und Ostasien“ diskutiert werden.

Das Wort „Moderne“ ist ohne Vergleich nicht zu denken: „Moderne“ setzt sich – wie dies im Kontrast von „modern“ vs. „unmodern“ deutlich wird – von einer Vor- oder einer Nicht-Moderne ab, die genauer zu kennzeichnen wären. Damit hat das Wort „Moderne“ nicht nur eine vergleichende, sondern auch eine zeitliche Dimension: Es hat sich etwas zur Moderne entwickelt oder es hat dies eben noch nicht getan. Damit tritt eine weitere, mit Werten besetzte Dimension des Begriffs zu Tage: „Moderne“ impliziert üblicherweise Fortschritt. Damit trägt das Wort „Moderne“ den auf eine Endzeit gerichteten Zeitpfeil westlicher Gesellschaften in sich – sei es das Paradies im Himmel oder auf Erden, das durch Fortschritt erreicht wird. Das Wort ist daher notwendig ein Merkmal der Kultur des Westens, das im wissenschaftlichen wie im alltäglichen Gebrauch Grenzen zieht und Richtungen vorgibt.

Der Vortrag sucht die Diskussion auf die Bedeutung von „Moderne“ in den Wirtschafts-, den Sozial-, den Politik- und den Historischen Wissenschaften einzugrenzen und unter dem Aspekt seiner Erklärungsmöglichkeiten für den Transfer von Wissen und Technik zu analysieren. Mit dem Konzept der „multiple modernities“ wird ein Zugriff vorgestellt, der neben sozialen und wirtschaftlichen Kriterien auch einzelnen Akteuren und Ereignissen und damit letztlich der historischen Kontingenz Raum gibt.

Der Vortrag ist Teil des Leopoldina-Symposiums „Wissenstransfer und Modernisierungsprozesse zwischen Europa und Ostasien, das von Montag, 6. Oktober, bis Mittwoch, 8. Oktober 2014 stattfindet. Weitere Informationen erhalten Sie über den Link rechts.

Abbildung: Shiba Kōkan: China, Japan und der Westen