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Wissenschaftshistorische Seminare

Zwischen Erklärung, Relevanz und Erfahrung

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Eine historische und theoretische Annäherung an biomedizinische Wissensproduktion zwischen Labor und Lebenswelt. Ein Vortrag im Wissenschaftshistorischen Seminar von Prof. Dr. Norbert W. Paul

Date: Tuesday, 7 July 2015
Time: 18:00 to 19:30
Location: Leopoldina, Vortragssaal, Jägerberg 1, 06108 Halle (Saale)

Die wissenschaftshistorische Forschung hat den Wandel in den Wissenschaften etliche Dekaden lang vor allem als Wechsel von Paradigmen oder gar im Sinne der Dynamik wissenschaftlicher Revolutionen thematisiert. So wurde – zumindest im angelsächsischen Sprachraum – Wissenschaftsgeschichte als erklärende und orientierende Kraft in einem von Wissenschaft erklärten und von Technologie angetriebenen Zeitalter im öffentlichen Bewusstsein verankert. Spätestens mit dem Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese unter anderen auf Ludwik Fleck und Thomas Kuhn zurückreichende Sichtweise jedoch immer stärker mit nicht-disziplinärem Denken, methodisch und theoretisch offenem Erklären und Problemlösen konfrontiert. Dies hat die Landschaft, in denen sich Wissenschafts- geschichte und -theorie einerseits und Biomedizin und Lebenswissenschaften andererseits begegnen, grundlegend verändert.

Der Vortrag untersucht, wie Forschungspraktiken durch unterschiedliche, teils konvergierende, teils widersprüchliche Rationalitäten geformt werden. Es wird vor allem der Frage nachgespürt, welche Faktoren entscheidend sind für den jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Einfluss, den „impact“ wie auch die Sichtbarkeit und Relevanz von Biomedizin und Lebenswissenschaften. Dies erscheint deshalb als wesentlich, weil lebenswissenschaftliches Wissen und biomedizinische Erklärungen heute stärker denn je in kulturelle Bereiche vordringen, in denen der Mensch sich seiner selbst vergewissert und in denen er versucht die Frage zu klären, was es bedeutet Mensch zu sein. Dies setzt freilich einen kritisch- reflexiven Umgang mit dem Interesse an und der Reichweite von wissenschaftshistorischer und –theoretischer Forschung voraus, der einerseits eine bis Allgemeinplatz verbreitete methodische Selbstverständlichkeit wissenschaftshistorischen Arbeitens ist, andererseits jedoch unter dem – zumindest angenommenen – Druck beständiger Verpflichtung zum Nachweis der eigenen Relevanz im Kanon der Fächer und im Lichte der Öffentlichkeit steht.

Prof. Dr. Rainer Godel, Leopoldina-Mitglied Prof. Dr. Dieter Hoffmann und Prof. Dr. Florian Steger laden Sie herzlich ein.

Kontakt

Prof. Dr. Rainer Godel
E-Mail: rainer.godel@leopoldina.org
Tel.: 0345 / 47 239 -115

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