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Völkische Ideologie und Hygiene – Der SS-Arzt Joachim Mrugowsky (1905-1948)

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Wissenschaftlicher Fachvortrag von Dr. Florian Bruns

Date: Thursday, 8 December 2016
Time: 18:15 to 19:45
Location: Lesesaal des Leopoldina-Studienzentrums, Emil-Abderhalden-Str. 36, 06108 Halle (Saale)

Der Arzt und Biologe Joachim Mrugowsky gehörte zu den Schlüsselfiguren der Medizin im Nationalsozialismus. Mrugowsky, der bereits als Student an der Universität Halle für den Nationalsozialismus agitiert hatte, machte nach 1933 in der SS und im akademischen Bereich Karriere als Hygienespezialist. Als „Oberster Hygieniker der SS“ und Dozent an der Berliner Universität begleitete Mrugowsky den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Er koordinierte sowohl Menschenversuche in Konzentrationslagern als auch die vorgeblich seuchenpräventive, oftmals jedoch nur den Massenmord tarnende „Desinfektion“ der Bevölkerung in den eroberten Gebieten im Osten Europas. Dabei verknüpfte er die Lösung seuchenhygienischer Probleme mit rassistisch-völkischen Reinheitsutopien. Einen „Treppenwitz der Weltgeschichte“ nannte es ein medizinischer Sachverständiger im Nürnberger Ärzteprozess, dass ausgerechnet der SS-Arzt Mrugowsky 1939 ein Buch über ärztliche Ethik verfasst habe.

Welche Biografie und welches Denken verbargen sich hinter dieser vermeintlichen Paradoxie? Welche ärztliche Moral propagierte Mrugowsky? Wie rechtfertigte er sich als Angeklagter im Ärzteprozess? Der Vortrag wird diesen Fragen nachgehen und damit einen bislang wenig wahrgenommenen Protagonisten nationalsozialistischer Medizin(ethik) ins Blickfeld rücken.

Der Abendvortrag findet im Rahmen des Anneliese Maier-Forschungspreises der Alexander von Humboldt Stiftung statt, dessen aktueller Preisträger Leopoldina-Mitglied Prof. Paul J. Weindling, Oxford Brookes University, ist.

Weitere Informationen und Anmeldung

Der Vortrag richtet sich an alle Interessierten. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kontakt

Prof. Dr. Rainer Godel
Projektleiter Studienzentrum
E-Mail: rainer.godel@leopoldina.org
Tel.: 0345 / 47 239 -115