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Zur Energieversorgung in Deutschland (2003)

Ressourcen werden knapper, Energie wird teurer. Bei der weiteren Behandlung der Energiethematik in Politik und Öffentlichkeit ist es wichtig, einen Kontext zu schaffen, in dem Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit effektiv miteinander kommunizieren, um die Zukunft Deutschlands am Energiemarkt zu sichern.

 

(2003)

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina hat bei ihrer Jahresversammlung, die vom 17. bis 20. Oktober 2003 in Halle (Saale) stattfand, Fragen der langfristigen Energieversorgung in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert. Als Ergebnis wurden folgende Forderungen an die Politik gerichtet:

1. Die erfolgreichen Energiesparmaßnahmen Deutschlands in Haushalt, Industrie und Verkehr müssen weiter verfolgt werden.

2. Die Bundesrepublik Deutschland ist zur Zeit auf dem Versorgungsmarkt mit Erdöl und Erdgas nicht ausreichend positioniert. Wegen der in Zukunft immer knapper werdenden Ressourcen ist eine langfristige Absicherung dringend notwendig.

3. Erneuerbare Energien werden unseren zukünftigen Bedarf an Strom, Wärme und Treibstoffen nur zu einem geringen Teil decken können. Neben wissenschaftlich-technischen Gründen wird auch die zu erwartende Verteuerung der Energiekosten Grenzen der Bezahlbarkeit im Rahmen der Wirtschaftskraft setzen. Eine langfristige Absicherung der Energieversorgung wird nur möglich sein, wenn eine sinnvolle Mischung aus Energie von fossilen Brennstoffen, Kernenergie und erneuerbarer Energie angestrebt wird. Schritte in diese Richtung müssen eingeleitet werden.

4. Durch die gegenwärtige Politik der Bundesregierung geht unser Know-how auf dem Gebiet der Kernenergie-Nutzung verloren. Die in Deutschland konzipierten und entwickelten katastrophenfreien Hochtemperatur-Reaktoren werden zur Zeit im Ausland (z. B. in China) weiterentwickelt und müssen wahrscheinlich in Zukunft importiert werden. Es ist dringend erforderlich, das gegenwärtige entsprechende Know-how zu erhalten.

Bei der weiteren Behandlung der Energiethematik in Politik und Öffentlichkeit ist es wichtig, einen Kontext zu schaffen, in dem Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit effektiv miteinander kommunizieren, um die Zukunft Deutschlands am Energiemarkt zu sichern. Die vergangenen Diskussionen waren allzu stark von wechselseitigen Mißverständnissen und von Mißtrauen geprägt. Dies hat anläßlich der Jahresversammlung auch eine exemplarische Analyse der schweizerischen Entscheidungsprozesse während der Kernenergiedebatte ergeben. Die Komplexität des Energiethemas bedarf einer umfassenden Behandlung, bei der unter Berücksichtigung der naturwissenschaftlich-technischen Fakten und der ökologischen Notwendigkeiten die gesellschaftlichen und politischen Langzeitperspektiven entwickelt werden. Dies ist ein Lernprozeß, der alle Strukturen der Gesellschaft einschließlich der Wissenschaft betrifft.

Leopoldina

Elmar König

Head of Department Science – Policy – Society, Head of Berlin Office

Phone 030 203 8997 - 865
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