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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Die einzelnen Subprozesse in solchen Sprachdialogmodellen sind äußerst komplex und führen auf vielen Ebenen an die technologischen Grenzen der Computermodellierung. Woher diese Komplexität kommt, soll im folgenden Abschnitt gezeigt werden. 2. Warum ist Sprachverstehen für den Computer so schwer? Bei der Computermodellierung von Sprachverstehen stellt die schrittweise Reduktion von Un- sicherheiten bei der Interpretation von sprachlichen Äußerungen die größte Herausforderung dar. Dies zeigt sich bereits bei der Abbildung von Schallwellen auf Wörter, da es dafür keine eineindeutige Funktion gibt. Die Äußerung „Urlauber wollen wieder me:r ans me:r“ enthält in der phonetischen Umschrift zweimal „me:r“ mit langem „e“, muss aber im Kontext richtig als die Aussage „Urlauber wollen wieder mehr ans Meer“ interpretiert werden. Wie Abbildung 3 im Spektrogramm für den zeitlichen Verlauf des Schallsignals in einer Darstellung der Fre- quenzverteilung deutlich zeigt, sind die Muster für „mehr“ und „Meer“ in dieser Äußerung nahezu identisch. Abb. 3 Spektrogramm mit der Frequenzverteilung für „me:r ans me:r“ Der naive Ansatz, einfach eine Datenbank aller Spektren für alle Wörter einer Sprache anzu- legen und danach einen Musterabgleich mit den Eingabespektren durchzuführen, ist zum Scheitern verurteilt und kann für eine Computermodellierung des Sprachverstehens nicht ver- wendet werden. Ein und dasselbe Wort kann, auch wenn es vom selben Menschen gesprochen wird – z. B. je nach dem emotionalem Zustand des Sprechers und der Situation – unterschied- lich laut, in verschiedenen Tonlagen und Geschwindigkeiten ausgesprochen werden. Hinzu kommen die großen Ausspracheunterschiede von Person zu Person, u. a. auch in Abhängigkeit vom Geschlecht und Alter sowie der Muttersprache des Gesprächspartners. Diese hohe pho- netische Variabilität lautsprachlicher Äußerungen muss daher bei der Computermodellierung Mit den Dingen sprechen: Autos, Roboter und Weinflaschen als Dialogpartner? Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 119–141 (2011) 123