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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Da sich die alternativen Interpretationen durch Mehrdeutigkeiten über alle Verarbeitungsebe- nen kumulieren, entsteht bei der Computermodellierung die Gefahr einer kombinatorischen Explosion von Lesarten. Diese muss durch die Ausfilterung unsinniger Kombinationen im je- weiligen Kontext während des Sprachverstehensprozesses frühzeitig eingedämmt werden. Nimmt man die oben skizzierten Unsicherheiten bei der Worterkennung und der Satzsegmen- tierung während der Spracherkennung hinzu, so ergibt sich insgesamt eine Hypothesenflut, die letztlich auf eine einzige Bedeutungsrepräsentation reduziert werden muss, um Sprach- verhalten sinnvoll zu modellieren. Im nächsten Abschnitt werden Verarbeitungsprozesse ak- tueller Sprachverarbeitungssysteme erläutert, die eine schrittweise Unsicherheitsreduktion ermöglichen. 3. Die Reduktion der Interpretationsunsicherheit beim Sprachverstehen Grob werden in aktuellen Computermodellen des Sprachverstehens drei Verarbeitungsstufen unterschieden, die eine schrittweise Reduktion von Interpretationsunsicherheiten vornehmen (vgl. Abb. 6). Abb. 6 Die drei Stufen der Sprachverarbeitung Bei der Spracherkennung geht es zunächst darum, was der Sprecher mit seiner Äußerung ge- sagt haben könnte, in der Sprachanalyse darum, was er gemeint haben könnte, und schließlich beim Sprachverstehen darum, was er mit seiner Äußerung eigentlich wollte. Hierbei werden alle semiotischen Ebenen der Zeicheninterpretation von der syntaktischen über die semanti- schen bis hin zu den pragmatischen Aspekten einer Äußerung durchlaufen. Auf jeder Ebene wird die Flut der Interpretationshypothesen durch die Auswertung von zusätzlichen Wissens- Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 119–141 (2011) Wolfgang Wahlster 126