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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

losophen oder Theologen teilnahmen. Nur selten hat die Öffentlichkeit solch fundamentale neue Erkenntnisse so euphorisch verfolgt und positiv begleitet. Escherichia coli, der einfache Mo- dellorganismus des Lebens, an dem diese grundlegenden Lebensprozesse entdeckt wurden, „ge- wann Nobelpreis um Nobelpreis“. Wenig später erfolgte die Entdeckung der Restriktions- endonucleasen, unter anderem auch am Biozentrum in Basel. Und mit dieser Entdeckung ent- stand die Möglichkeit, eine Technologie zu entwickeln, mit der man die DNA in definierte Bruchstücke zerschneiden kann, die eigentliche Geburtsstunde der Gentechnologie. Und nun begann eine für viele nach wie vor schwer zu verstehende, verhängnisvolle Diskussion, die sich an einem möglichen Fluch der Gentechnik aufrieb und die den unermesslichen Segen, den uns diese Technik brachte, einfach ignorierte, eine Technik, die uns die Möglichkeiten bescherte und auch weiterhin beschert, etwa die Mechanismen maligner Entartung zu verstehen oder ir- gendwann einmal HIV-Infektionen und andere tödliche Krankheiten kausal bekämpfen zu kön- nen. Diese wissenschaftsfeindliche Diskussion, die bis in die Parteienpolitik Eingang gefunden hat und sehr häufig einer vernünftigen Logik entbehrte, hält bis in die heutigen Tage an. Die Gentechnik wird „zum Werk des Teufels“ wie die großen Schreckensszenarien der modernen Menschheit wie Kriege, Krankheiten oder Hungersnöte. Vor wenigen Monaten schmückte sich auch meine Heimatstadt Greifswald damit, eine „gentechnikfreie Zone“ zu sein. Sehr bald wurde deutlich, dass nicht die Gene, sondern die Proteine die eigentlichen Spieler des Lebens sind. Jedes Protein hat aufgrund seiner charakteristischen Reihenfolge von insgesamt 20 Aminosäuren seine unverwechselbare Struktur. Die Reihenfolge der 20 Aminosäuren wird wiederum durch die Folge von nur 4 Basen in der Erbsubstanz (3er-Code für jede Aminosäure) determiniert, woraus eine enorme Vielfalt der Proteinstruktur resultiert. Und diese unverwech- selbare Struktur jedes einzelnen Proteins macht wiederum seine unverwechselbare Funktion aus, welche ihm seine genau festgelegte Rolle in dem Prozess des Lebens zuordnet (Abb. 1). Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 143–165 (2011) Michael Hecker 146 Abb. 1 Proteine sind die Spieler des Lebens.