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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

so kann das tatsächlich koagulierte Gewebevolumen durch Schnitte der entnommenen Formen angenähert werden. Diese Konstruktion basiert auf der starken Annahme, dass sich die Kühl- effekte der Gefäße additiv verhalten. Es ist möglich, Konfigurationen zu konstruieren, in denen diese Annahme nicht gültig ist. Erste Experimente zu unserem Ansatz haben jedoch gute über- einstimmung zwischen der abgeschätzten und der tatsächlichen thermischen Nekrose gezeigt (KRöGER et al. 2010). Eine rigorose Validierung des Ansatzes ist Teil zukünftiger Arbeiten. Das entstandene Werkzeug erlaubt tatsächlich eine interaktive Planung der RF-Ablation, weil eine Abschätzung des zerstörten Gewebebereiches nun in Echtzeit zur Verfügung steht. Nimmt man auch Sicherheitsränder um den Tumor mit in die Betrachtung, können dem be- handelnden Arzt schnelle Einschätzungen gegeben werden, ob die Behandlung durch RF-Ab- lation ein Ergebnis analog zur R0-Resektion erreichen lässt, oder ob die lokale vaskuläre Struktur dies verhindern wird (siehe Abb. 10). 4.   Schlusswort In der medizinischen Bildgebung findet derzeit ein rasanter Wandel hin zum digitalen, hoch- aufgelösten, dynamischen und multimodalen Bild statt. Der damit einhergehenden, ständig wachsenden Flut medizinischer Bilddaten steht ein Mangel an ebenso leistungsfähigen und problemangepassten Softwaremethoden gegenüber, so dass ein Großteil der prinzipiell ver- fügbaren Information ungenutzt bleibt. Die mathematische Modellierung in der Medizin wird die vorhandene Bildinformation, die ja gewissermaßen nur ein Schnappschuss der jeweiligen Patientensituation ist, systematisch so ergänzen, dass dem Kliniker ein spürbarer Mehrwert über die sichtbare Bildinformation hinaus entsteht. In diesem Sinne wird zur Unterstützung der radiologischen Bildgebung eine Ergänzung der patientenindividuellen Bilddaten mit Pro- zessmodellen anvisiert, die dem Radiologen das Verstehen der Physiologie und der patholo- gischen Veränderungen jenseits seiner bildbasierten Wahrnehmung ermöglicht. In diesem Artikel haben wir zwei Beispiele diskutiert, die bereits verdeutlichen, welche revolutionäre Verbesserung und Erweiterung der bildgebenden Verfahren in der klinischen Anwendung durch den Einsatz mathematischer Modellierung erreicht werden kann. So überzeugend die Ergebnisse der volumetrischen Quantifizierung für die Bewertung der Tumortherapie im Vergleich zu den bislang durchgeführten manuellen Messungen auch sind, es ist doch festzustellen, dass die flächendeckende Einführung entsprechend präziser quanti- tativer Verfahren noch immense Anstrengungen auf verschiedenen Ebenen bedeuten wird. Die notwendige Qualität der Bildgebung ist noch nicht überall verfügbar, wenngleich die Geräte- technologie dafür schon seit einiger zeit die Mindestvoraussetzungen bietet. Gemeinsam mit den Geräteherstellern müssen die Bildgebungsseite abgesichert und die bereits verfügbaren Softwarelösungen in eine Gesamtlösung integriert werden, welche den Anforderungen der klinischen Praxis hinsichtlich Workflow, Dezentralisierung und Kosteneffizienz genügt. Wenn wir es schaffen, die dafür notwendige Infrastruktur skalierbar und erweiterbar zu halten, wer- den in kurzer Folge weitere kombinierte Methoden aus optimierter Bildgebung und intelli- genter Bildanalyse folgen mit einschneidenden Verbesserungsmöglichkeiten für die frühzeitige und sichere Diagnose und Therapiebeurteilung. Bis zum routinemäßigen Einsatz der auf partiellen Differentialgleichungen basierenden Modelle der komplexen physikalischen Vorgänge bei neuartigen Therapieformen, wie der RF- Ablation, bleiben noch eine Menge offener Fragen und Probleme zu klären. Besondere Modellbildung in der bildbasierten Medizin: Radiologie jenseits des Auges Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 259–283 (2011) 281