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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

verändert sein Verhalten dementsprechend. Der Haushalt wird im Gegensatz zu den hydrau- lischen Modellen der Abbildung 2 nun nicht 1:1 auf die Politikmaßnahme reagieren, sondern anhand der Abwägung zwischen Freizeit und Einkommenserzielung, die, wie man aus dem Gleichungssystem [1] sieht, deutlich komplexer ist. Zudem werden die demographischen Daten in das Computersimulationsmodell eingespeist, also die Anzahl der Menschen aller Al- tersstufen, die in den Gleichgewichtsbedingungen (Rentenversicherung in Gleichung [8], Ar- beits-, Kapital und Gütermärkte in den Gleichungen [9] bis [11]) erscheinen. Abbildung 3 zeigt beispielhaft, wie typische Simulationen einem Wissenschaftler helfen, die Folgen der Alterung unter verschiedenen Politikszenarien besser einzuschätzen als durch reine Intuition. Zielvariable ist der Lebensstandard eines Durchschnittsdeutschen während des demographischen Wandels, der hier bis zum Jahr 2050 verfolgt wird, und zwar gemessen an den durch Arbeits- und Renteneinkommen definierten Konsummöglichkeiten, im Vergleich zum Jahr 2005, und relativ zu einer Bevölkerung, die nicht altert. In Abbildung 3 bedeutet 100 % im Jahr 2050 also, dass es einem typischen Deutschen genauso gut geht, wie wenn es den demographischen Wandel kontrafaktischer Weise nicht geben würde. Die unterste Trajektorie beschreibt den wirtschaftspolitischen Status quo im Sinne, dass die Menschen während des demographischen Wandels unter den gleichen arbeitsmarkt- und rentenpolitischen Rahmenbedingungen leben wie heute. Man sieht, dass der Lebensstandard deutlich absinkt, bis 2050 um etwa 17 %, relativ zu 2005 und einer Entwicklung ohne demo- graphischen Wandel. Der Grund liegt darin, dass es im Jahr 2050 weit weniger junge Men- schen und damit Erwerbstätige gibt als 2005, aber mehr ältere Menschen, die via Renten- versicherung von den Einkünften der jungen Generation leben muss. Der gesamtwirtschaftli- che „Kuchen“ schrumpft, wenn weniger Menschen Güter und Dienstleistungen produzieren, und dies kann auch nicht durch Importe wettgemacht werden, denn diese müssen aus den in Deutschland hergestellten Exporten bezahlt werden, für die es ebenso wie für die inländische Produktion weniger Erwerbstätige gibt. Abb. 3 Simulierte Entwicklung des Lebensstandards Computermodelle in der Volkswirtschaftslehre Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 285–301 (2011) 297