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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

(3.) Die Quadriga aus Mathematisierung, Modellierung, Visualisierung und Digitalisierung bildet die Springquelle moderner Simulationstechniken in historischer wie systematischer Hin- sicht. (4.) Computergenerierte Simulationen sind vonnöten, wenn nichtlineares Verhalten von Systemen zu modellieren ist. Mathematisch beruhen sie auf der Diskretisierung eines konti- nuierlichen zeitverlaufs, so dass mit der numerischen Simulation an die Stelle der vollständi- gen und analytisch exakten Beschreibung dieses zeitverlaufs zu jedem beliebigen Punkt eine getaktete lokale Berechnung nur noch ausgewählter zeitpunkte tritt, deren ‚zwischenräume‘ dann dunkel bleiben (müssen). Wie groß oder klein diese ‚zwischenräume‘ sind, hängt von der Rechenkraft der Computer ab. (5.) Computergenerierte Simulationen stellen eine neuartige Vermittlung dar zwischen Theorie und Experiment. Sie können als ‚Computerexperimente mit Theorien‘ gekennzeichnet werden, die eine neuartige, semi-empirische Methode zur Geltung bringen. Im zusammenhang mit der globalen Vernetzung und der computerbasierten Vermessung der Welt, gestalten sie die Wissenschaften zu ‚Computational Sciences‘ um.50 (6.) Solange es Wissenschaften gibt, solange auch müssen die abstrakten Gegenstände des Wissens mit Hilfe von graphisch-visuellen Hilfsmitteln wie Notationen, Tabellen, Diagram- men, Graphen und Karten veranschaulicht werden. Und diese diagrammatischen Darstellungen sind nicht nur Illustrationen, sondern sind an der Hervorbringung, überprüfung und Begrün- dung von Wissen unmittelbar beteiligt. Im Horizont dieser Tradition einer grundständigen zu- sammenarbeit von Auge, Hand und Geist, bildet die Innovation computergenerierter Simulationen nur eine weitere Entwicklungsstufe, insofern nun die Maschine als Virtualisie- rungsapparat das Handwerk des Geistes unterstützt. Literatur ARISTOTELES: Metaphysik. Bücher I–IV. übersetzt von E. ROLFES. (Philosophische Bibliothek Bd. 307) Hamburg: Meiner 1982 BLACK, M.: Models and Metaphors. Studies in Language and Philosophy. Ithaca, New york: Cornell Univ. Press. 1962 BRAITENBERG, V., und HOSP, I. (Hrsg.): Simulation. Computer zwischen Experiment und Theorie. Reinbek bei Ham- burg: Rowohlt 1995 BREDEKAMP, H., FISCHEL, A., SCHNEIDER, B., und WERNER, G.: Bildwelten des Wissens. In: BREDEKAMP, H., FISCHEL, A., SCHNEIDER, B., und WERNER, G. (Hrsg.): Bilder in Prozessen. Bildwelten des Wissens, Kunsthistorisches Jahr- buch für Bildkritik 1/1, 9–20 (2003) CARTWRIGHT, N.: How the Laws of Physics Lie. Oxford: Clarendon Press 1983 CRELIER, G., und JäRMANN, T.: Abbildung von Wahrnehmung und Denken: funktionelle Magnetresonanz-Bildgebung in der Hirnforschung. In: HEINTz, B., und HUBER, J.: Mit dem Auge denken. Strategien der Sichtbarmachung in wissenschaftlichen und virtuellen Welten. S. 95–108. zürich: Edition Voldemeer 2001 DOTzLER, B.: Simulation. In: ästhetische Grundbegriff. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden. Hrsg. von K. BARCK. Bd. 5, S. 509–534. Stuttgart, Weimar: Metzler 2003 DOWLING, D.: Experimenting on theories. Science in Context 12/2, 261–271 (1999) FIEDLER, K.: Vom Ursprung der künstlerischen Tätigkeit (1887). In: FIEDLER, K.: Schriften zur Kunst I. Text nach der Ausgabe München 1913/14 mit weiteren Texten aus zeitschriften und dem Nachlass, einer einleitendenAbhandlung und einer Bibliographie. Hrsg. von G. BOEHM. 2 Bde., S. 112–220. München: Fink 1991 FOX KELLER, E.: Models, simulation and ‚computer experiments‘. In: RADDER, H. (Ed.): The Philosophy of Scientific Experimentation; pp. 198–215. Pittsburgh: Univ. of Pittsburgh Press 2003 Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 303–322 (2011) Sybille Krämer 320 50 GRAMELSBERGER 2010.