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Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

worben. Auch dieses erworbene Vorwissen legt fest, was wir und wie wir etwas wahrnehmen. Wenn also unterschiedliche Menschen unterschiedliches Vorwissen haben, was bei kulturspe- zifischer Prägung wahrscheinlich ist, werden Menschen völlig andere Wahrnehmungen haben, auch wenn sie mit der gleichen Situation konfrontiert werden. Dabei handelt es sich um Pri- märwahrnehmungen, die sich nicht relativieren und in Frage stellen lassen – genauso wenig wie die Wahrnehmung eines Tones oder einer Farbe. Zurück jetzt zu der Frage, woher wir wissen, was wir wissen? Wenn alles, was wir wissen, in der funktionellen Architektur des Gehirns niedergelegt ist, reduziert sich diese Frage auf die Suche nach den Determinanten dieser Architektur. Da gibt es drei wichtige Quellen. Ich hatte sie schon erwähnt. Zuvorderst ist da die Evolution als Quelle genetisch tradierten Wis- sens. Hierbei handelt es sich um implizites Wissen, wir wissen nicht, dass wir es haben, weil Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 325–352 (2011) Wolf Singer 334 Abb. 3 Rubinsche Vase: Um die Gesichter oder die Vase zu erkennen, muss geklärt werden, welche Konturen jeweils zur Figur gehören, und diese müssen selektiv zu einer Gestalt gebunden werden.