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Nationale Empfehlungen

Individualisierte Medizin (2014)

Voraussetzungen und Konsequenzen

 

(2014, 116 Seiten, 4 Abbildungen, 4 Tabellen, ISBN: 978-3-8047-3341-1)

Die Individualisierte Medizin wird auch als Personalisierte, Genomische, Stratifizierende oder Präzisionsmedizin bezeichnet. Sie zielt darauf ab, durch gezielte Prävention, systematische Diagnostik und den Einsatz maßgeschneiderter, auf die Bedürfnisse einzelner Patienten oder Patientengruppen ausgerichteter Therapieverfahren, die Wirksamkeit und Qualität der Behandlung zu verbessern. Dabei sollen unerwünschte Nebenwirkungen reduziert und langfristig die Kosteneffektivität der Versorgung gesteigert werden.

Über Jahrhunderte hinweg wurden erkrankte Menschen auf der Grundlage von empirischen Vorgehensweisen medizinisch behandelt. Dieses eingespielte Instrumentarium der Medizin wird nun um den gezielten Einsatz vorrangig molekularer Analyseverfahren wie z.B. der Genomsequenzierung erweitert. Die neuen Erkenntnisse und Verfahren haben zu einem wesentlich verbesserten, naturwissenschaftlich untermauerten Verständnis der Ursachen und Entwicklung von Erkrankungen geführt. Durch neue Techniken werden bestimmbare Messgrößen, sogenannte Biomarker, festgelegt. Diese werden zunehmend in Behandlungsprozesse einbezogen, um individuelle therapierelevante biologische Eigenschaften von Patienten präzise zu quantifizieren und zu objektivieren.

Bereits heute werden etwa bei vielen bösartigen Tumoren Therapieentscheidungen in Abhängigkeit von zusätzlich erhobenen molekularbiologischen Befunden getroffen. Genomanalysen werden in der Diagnostik monogener, d.h. durch Mutation einzelner Gene verursachter Erkrankungen und bestimmter Infektionskrankheiten, z.B. durch HIV hervorgerufene Immunschwäche, eingesetzt.

Die gesellschaftlichen Konsequenzen der umfassenden Implementierung einer Individualisierten Medizin lassen sich bisher kaum verlässlich abschätzen. Einige der größten Herausforderungen bestehen darin, die immer umfangreicheren personenbezogenen Daten zu standardisieren, zu sichern und verlässliche Ergebnisse und praktikable Handlungsoptionen abzuleiten. Zudem sind die Integration neuer komplexer organisatorischer Abläufe in bestehende Strukturen des Gesundheitswesens und die sorgfältige Begleitung unter ethischen, rechtlichen und ökonomischen Gesichtspunkten erforderlich.

Die Stellungnahme analysiert das Entwicklungspotential der Individualisierten Medizin und spricht Herausforderungen an, die mit deren Implementierung verbunden sind. Aus der Stellungnahme ergeben sich Empfehlungen, die in acht Themenbereiche gegliedert sind.

Leopoldina

Elmar König

Leiter der Abteilung Wissenschaft – Politik – Gesellschaft, Leiter Berliner Büro

Tel. 030 203 8997 - 865
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