Bild: Brian Hathcock, CC BY-NC-ND
Date: | Tuesday, 4 May 2021 |
Time: | 18:00 |
Location: | Online |
Die Geschichtswissenschaft – speziell die Medizingeschichte – interessiert sich schon immer für Seuchen. In Krisensituationen wird generell prominent artikuliert, welche Abweichungen von einem Normal- und Wunschzustand als besonders bedrohlich empfunden werden. Wie bei großen Naturkatastrophen wird auch im Seuchengeschehen der Kulturbegriff als „Arbeit des Menschen sowohl an sich selbst als auch an der Natur” (Reinhart Koselleck) auf eine harte Probe gestellt, wenn plötzlich alles darauf hinaus zu laufen scheint, dass die ‚Natur‘ beginnt, gleichsam „sowohl an sich selbst als auch an der Kultur” zu arbeiten.
Es bietet sich an, Seuchen als Phänomene der Kommunikation zu erfassen. Es handelt sich um Erkrankungen, die ‚kommuniziert‘ werden – neben Informationen und Interpretationen tauschen Menschen auch die Erkrankung unmittelbar untereinander aus. Dies gilt insbesondere unter der Bedingung, dass Theorien über diesen Austausch, also (medizinische) Ansteckungstheorien, formuliert und kommuniziert werden. Das führt dazu, dass Interaktionen als Bedingung für Kommunikation nach Möglichkeit eingeschränkt werden, was wiederum den eigentlichen Ausnahmezustand und die Krisenkommunikation darüber begründet.
Diese Kommunikationsspirale, historisch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit zu beobachten, ist von besonderem Interesse. Zum einen ist von Gesellschaften die Rede, für die eine „Vergesellschaftung unter Anwesenden” (Rudolf Schlögl) als besonderes Spezifikum ausgemacht worden ist. Zum anderen – und vielleicht gerade deshalb – ist die europäische Geschichte seit dem ‚Schwarzen Tod‘ in der Mitte des 14. Jahrhunderts bis weit ins 19. Jahrhundert von regelmäßigen Seuchenzügen geprägt wie keine andere.
Prof. Dr. Rainer Godel und Leopoldina-Mitglied Prof. Dr. Dieter Hoffmann laden Sie herzlich ein.
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Prof. Dr. Rainer Godel
Leiter des Zentrums für Wissenschaftsforschung
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