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Year of election: | 2011 |
Section: | Chirurgie, Orthopädie und Anästhesiologie |
City: | Berlin |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Sicherheit in Anästhesie und Intensivmedizin, Delir und kognitive Dysfunktion nach Intensivtherapie und Narkose, Alkohol-, Drogen- und Substanzentzug
Claudia Spies ist Anästhesistin und Intensivmedizinerin. Sie erforscht, wie Risiken in der Anästhesie und Intensivmedizin reduziert werden können. Sie untersucht Verwirrungszustände nach einer Narkose, kognitive Störungen nach einer Operation und die Entstehung eines Deliriums (Delir). Im Bereich Intensivmedizin hat sie eine „Intensivstation der Zukunft“ entwickelt, die den Genesungsprozess unterstützt.
In der anästhesiologischen Intensivmedizin werden Patienten nach schweren Unfällen oder nach komplizierten Operationen mit modernster Technik und Beatmungsgeräten behandelt und überwacht. Die Heilungs- und Therapieerfolge nach solchen Operationen hängen immer auch mit einer optimalen Narkose und Schmerzstillung zusammen. Claudia Spies erforscht, wie Patienten vor und nach großen Operationen gestärkt werden können. Vor Operationen am Oberbauch kann zum Beispiel ein spezielles Atemtraining das Risiko für Lungenentzündungen senken. Zudem verzichtet sie zum Großteil auf die Sedierung von Intensiv-Patienten. Sedierte Patienten entwickeln schneller Delirien (Verwirrtheitszustand) und kognitive Schäden, was wiederum zu einer längeren Behandlung führt. Im wachen Zustand werden hingegen das Immunsystem und die Selbstheilungskompetenz der Patienten gestärkt.
In einem Forschungsprojekt untersucht Claudia Spies auch den Einfluss der Raumatmosphäre, Licht und Akustik auf den Heilungsprozess. Sie hat eine Intensivstation entwickelt, die zum Wohlbefinden der Patienten beiträgt. Diese „Intensivstation der Zukunft“ hat weniger künstliches Licht, die medizinische Überwachungstechnik macht weniger Lärm, die Einrichtung vermittelt mehr Geborgenheit. Es gibt Bildschirme, die ein grünes, schützendes Blätterdach imitieren, weil die Farbe Grün eine schmerzlindernde Wirkung hat. Die Patienten kommen in dieser Umgebung besser zur Ruhe, der Teufelskreislauf aus Stress, Angst und Sedierung wird durchbrochen. Ein interdisziplinäres Team um Claudia Spies dokumentiert, wie sich diese Umgebung auf den Heilungsprozess auswirkt. Die Forscher stellten fest, dass die Patienten weniger Schmerz- und Beruhigungsmittel benötigen und das Risiko für gefährliche Delirien reduziert werden kann. Die Erkenntnisse können bei der Umgestaltung und beim Neubau von Krankenhäusern eine wichtige Rolle spielen.