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Foto: David Ausserhofer
Year of election: | 2014 |
Section: | Wissenschafts- und Medizingeschichte |
City: | Berlin |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Wissenschafts- und Technikgeschichte Chinas, Wissensmanagement im alten China, Wissenstransfer innovativer Techniken, Entwicklung von Forschungswerkzeugen und -methoden
Dagmar Schäfer ist Sinologin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Wissenschafts- und Technik-geschichte Chinas. Sie analysiert wissenschaftliches Denken und Handeln als historische Phänomene. Im Fokus stehen historische Aushandlungsprozesse und Strukturen, die in verschiedenen Epochen zu unterschiedlichen Konstellationen von Wissen führten. Mit ihrer Forschung will Dagmar Schäfer aufdecken, wie sich neue Kategorien des Denkens und Innovationen in der Geschichte herausgebildet haben.
In ihren zahlreichen Publikationen untersucht sie vor allem die vormoderne Geschichte Chinas (Song-Ming), Materialität, Technologien, Prozesse und Strukturen, die zu unterschiedlichen Wissenssystemen führen, und die sich verändernde Rolle von Artefakten – Texte, Objekte und Räume – bei der Schaffung, Verbreitung und Nutzung wissenschaftlicher und technologischer Erkenntnisse. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind die historischen Dynamiken der Konzeptbildung sowie Situationen und Handlungserfahrungen, durch die Akteure ihre physischen, sozialen und individuellen Welten erforscht, gehandhabt und erklärt haben.
Dabei eröffnet Dagmar Schäfer neue Perspektiven auf die Globalgeschichte seit der Periode, die gemeinhin als „Frühe Neuzeit“ bezeichnet wird, indem sie mit ihren Arbeiten zu China die vermeintliche Stagnation der Wissenschaftsentwicklung, die der Westen China attestierte, neu betrachtet und hinterfragt. Besonders bedeutend sind zwei ihrer Werke zu Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Technik in China während der Ming-Epoche. In „Des Kaisers seidene Kleider. Staatliche Seidenmanufakturen in der Ming-Zeit (1368–1644)“ (1998) legte Schäfer die methodischen Grundlagen dafür, Wissens- und Handlungsformen sowohl in ihrem historischen und kulturellen Kontext als auch in alltäglichen Praktiken zu analysieren. Diese Perspektive erfuhr in „The Crafting of the 10,000 Things: Knowledge and Technology in 17th-century China” (2011) weitere Entfaltung. Dass sie chinesische und europäische Entwicklungen des 17. Jahrhunderts dabei tiefgreifender in Beziehung setzte, war von großer Bedeutung für Globalgeschichte. So erweitert Schäfer diese Ansätze zu einer grundlegenden kulturwissenschaftlichen Methodologie, welche die Möglichkeit der vergleichenden Perspektive hin zur einer umfassenden Globalgeschichte eröffnet.