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Year of election: | 2015 |
Section: | Genetics/Molecular Biology and Cell Biology |
City: | Dresden |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Entwicklungsbiologie, Genetik, Zellbiologie, Zellpolarität, retinale Degeneration
Elisabeth Knust ist eine deutsche Zell- und Entwicklungsbiologin. Ihr wissenschaftliches Interesse gilt vor allem der räumlichen Differenzierung von Zellen, die als „Zellpolarität“ zentrale Bedeutung für die Entwicklung von Organismen hat. An Modellorganismen wie der Taufliege untersuchte die Wissenschaftlerin unter anderem das Protein Crumbs, dessen Ausfall im menschlichen Organismus zu einer Erkrankung der Netzhaut führt.
Während der Entwicklung eines Organismus, ausgehend von einer einzelnen befruchteten Eizelle, entsteht ein komplexes System mit vielfältigen Geweben und Zelltypen. Ein spezielles Gewebe stellt das Epithel dar, ein Grenz- oder Deckgewebe, das die inneren und äußeren Oberflächen des Körpers auskleidet und von der Umgebung abgrenzt. Die Asymmetrie dieser Gewebe ist deutlich erkennbar: Die äußere apikale Seite schützt vor und interagiert mit der Außenwelt, während die innere basale Seite den Kontakt zu anderen Zellen herstellt. Epithelien sind in nahezu allen vielzelligen Organismen präsent und erfüllen verschiedene Funktionen, darunter Schutz, Sekretion, Resorption sowie Wahrnehmung in den Sinnesepithelien von Ohr und Auge.
Die Forschungsgruppe von Elisabeth Knust hat einen Proteinkomplex, den Crumbs/Crb-Proteinkomplex, charakterisiert. Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der epithelialen Zellpolarität. Alle Mitglieder dieses Komplexes sind von der Taufliege Drosophila melanogaster bis zum Menschen konserviert. Ein Ausfall dieses Proteins führt zum Zusammenbruch vieler Epithelien im sich entwickelnden Drosophila-Embryo. Mutationen in den Genen, die für diesen Proteinkomplex kodieren, resultieren in retinaler Degeneration, was zur Erblindung der Taufliegen führt. Interessanterweise sind Mutationen im menschlichen CRB1-Homolog nicht offensichtlich mit Epitheldefekten verbunden. Doch Patientinnen und Patienten mit dieser Mutation erkranken an einer Variante der Retinitis pigmentosa (RP), der RP12, eine Netzhauterkrankung, die zur vollständigen Erblindung führen kann, da die Fotorezeptorzellen absterben.
Die Forschung von Elisabeth Knust zum Crumbs/Crb-Proteinkomplex liefert grundlegende Einblicke in die Regulation der epithelialen Zellpolarität. Diese Erkenntnisse zeigen auch, dass ein einzelner Proteinkomplex je nach Zelltyp oder Entwicklungsstadium sehr unterschiedliche, manchmal sogar entgegengesetzte Funktionen ausüben kann. Da diese Proteine bzw. die dafür kodierenden Gene ein entsprechendes Pendant beim Menschen haben, ist zu erwarten, dass eine differenzierte Forschung an diesem Proteinkomplex zur Aufklärung weiterer Erkrankungen beim Menschen beitragen könnte.
Neben ihrer grundlegenden zellbiologischen Forschungsarbeit engagiert sich Elisabeth Knust in der Forschungsförderung und der wissenschaftlichen Selbstverwaltung.