Profiles of Leading Women Scientists on AcademiaNet – an initiative of the Robert Bosch Stiftung.
Search among the members of the Leopoldina for experts in specific fields or research topics.
Nobelpreis für Medizin oder Physiologie 2000
Year of election: | 1989 |
Section: | Neurosciences |
City: | New York, NY |
Country: | USA |
Forschungsschwerpunkte: Signalübertragung im Nervensystem, Gedächtnisleistung, Erinnerungsvermögen, Lernvermögen, Synapsen‐Funktion, cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat), CREB (cAMP response element binding protein), CPEB (cytoplasmic polyadenylation binding protein)
Eric Richard Kandel ist ein amerikanischer Neurowissenschaftler (gebürtiger Österreicher). Im Jahr 2000 erhielt er den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin gemeinsam mit Arvid Carlsson und Paul Greengard. Das Nobelkomitee würdigte ihre Entdeckungen zur „Signalübertragung im Nervensystem“. Kandel ging in seinem gesamten Forscherleben der Frage nach, wie Gedächtnis und Erinnerung funktionieren.
Eric Kandel hat die Chemie des Erinnerns entschlüsselt. Die Grundlagen erforschte er mit klassischen Verhaltensexperimenten am Nervensystem einer Meeresschnecke (Aplysia). Dies war riskant und nicht unumstritten, da die Wissenschaftsgemeinde zu diesem Zeitpunkt Verhaltensforschung an wirbellosen Tieren ablehnte. Mit seinen Experimenten demonstrierte Kandel jedoch, dass die Nervenzellen der Schnecke anpassungsfähig und lernfähig sind. Die Tiere gewöhnten sich an Reize und lernten, nicht mehr darauf zu reagieren. In weiteren Versuchen zeigten sich je nach Art des Reizes unterschiedliche Reaktionen in den Nervenzellen. Nach oberflächlichen Reizen war nur das Kurzzeitgedächtnis betroffen, die Phosphorylierung von Proteinen in den Synapsen führte zu einer kurzfristig erhöhten Ausschüttung von Botenstoffen. Für die Entstehung eines Langzeitgedächtnisses ist zusätzlich die Neubildung von bestimmten Proteinen erforderlich. Dadurch können sich Form und Funktion der Synapse dauerhaft ändern, das Gehirn bekommt eine neue Struktur. Kandel konnte nachweisen, dass Informationen, die von außen auf unser Gehirn einwirken, zu neuronalen Veränderungen führen und dass Veränderungen der Synapsen‐Funktion zentral für das Lern‐ und Erinnerungsvermögen sind.
Später experimentierte Eric Kandel mit Mäusen und belegte, dass es auch bei diesen ähnliche Veränderungen in der Funktion der Synapsen gibt. Da er die Ergebnisse nun auch bei einem Säugetier nachgewiesen hatte, waren sie auch eine Erklärung für das menschliche Gehirn. Damit war die Grundlage geschaffen für Medikamente, die das Erinnerungsvermögen unterstützen. Kandel selbst arbeitete mit gentechnisch veränderten Mäusen, die unter Alzheimer litten, und entdeckte, dass sich die Gehirnleistung nach der Gabe des Botenstoffs cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat) deutlich verbesserte. Später identifizierte er mit seiner Forschungsgruppe Proteine, die bei der Umwandlung des Kurzzeitgedächtnisses in ein Langzeitgedächtnis beteiligt sind, und entdeckte den Transkriptionsfaktor CREB (cAMP response element binding protein). Die Aktivierung von CREB führt zu einer vermehrten Synapsenbildung. Eine Blockade führte in Tierversuchen dazu, dass die Tiere ihr Futter nicht mehr fanden und Informationen nicht mehr langfristig gespeichert werden konnten. Seither gilt das CREB‐Protein als eine Art Hauptschalter für die Bildung von Langzeiterinnerungen.