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Year of election: | 2013 |
Section: | Microbiology and Immunology |
City: | Bonn |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Angeborenes Immunsystem, Immunerkennung von Nukleinsäuren, therapeutische Oligonukleotide, Immuntherapie von Tumoren
Gunther Hartmann ist Immunologe, Pharmakologe, Klinischer Pharmakologe und Labormediziner. Er erforscht Mechanismen des angeborenen Immunsystems, insbesondere die Immunerkennung fremdartiger Nukleinsäuren. Insbesondere hat er Nukleinsäure-Ligand-Strukturen identifiziert sowie deren strukturelle und immunbiologische Mechanismen aufgeklärt. Diese Strukturen können Zielpunkte für neue Therapien und Medikamente sein, wie zum Beispiel für Immuntherapien von Tumoren.
Das Immunsystem hat die Aufgabe, Krankheitserreger und Eindringlinge zu erkennen und den Organismus vor ihnen zu schützen. Hierfür setzt es Rezeptoren ein, die erworben oder angeboren sind. Die angeborenen, genetisch festgelegten Rezeptoren sind auf das Erkennen von fremdartigem Erbmaterial spezialisiert. Gunther Hartmann erforscht diese Immunerkennung und hat wesentliche Mechanismen aufgeklärt. Er identifizierte bestimmte Sequenzmuster in der Erbsubstanz von Krankheitserregern (sogenannte CpG-DNA) und charakterisierte die Mechanismen der Erkennung über bestimmte Rezeptoren (Toll-like-Rezeptor 9, TLR9) und deren immunbiologischen Wirkung. Beispielsweise weisen Bakterien solche CpG-Sequenzmuster auf. Das angeborene Immunsystem erkennt eingedrungene bakterielle Krankheitserreger anhand dieses molekularen CpG-Musters und löst eine Immunantwort aus.
Weiterhin konnte Gunther Hartmann zeigen, dass neben B-Zellen auch eine bestimmte Unterform von dendritischen Zellen, also bestimmte Immunzellen, den TLR9-Rezeptor ausprägt und die immunologische Wirkung von CpG-DNA wesentlich bestimmt. Er fand heraus, dass ein spezieller Toll-like-Rezeptor (TLR7) RNA-Moleküle mit bestimmten strukturellen Merkmalen erkennt und dass dies auch zur Immunerkennung von kurzen doppelsträngigen RNA-Molekülen führt. Diese RNA-Moleküle werden im Experiment eingesetzt, um Zielgene sequenzspezifisch herunterzuregeln. Außerdem entdeckte Gunther Hartmann, dass bestimmte Modifikationen helfen, die so induzierte unerwünschte antivirale Immunantwort zu vermeiden.
Zudem identifizierte er die strukturellen Merkmale, die das angeborene Immunsystem einsetzt, um mikrobielle und virale Nukleinsäuren im Zellplasma zu erkennen (RIG-I Ligand, cGAS Ligand, Sting Ligand). Ein durch die Arbeitsgruppe von Gunter Hartmann entwickelter RIG-I Ligand wird in einer klinischen Studie zur Immuntherapie von Tumoren getestet.
Die Erkenntnisse seiner Forschung tragen zur Entwicklung neuer Impfstoffe bei. Auf Grundlage der beschriebenen Mechanismen entstehen neue Therapien für Viruserkrankungen, Tumorerkrankungen und Autoimmunerkrankungen. So können die Rezeptoren Zielpunkte für Wirkstoffe sein, die das Immunsystem stimulieren.