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Year of election: | 2015 |
Section: | Humangenetik und Molekulare Medizin |
City: | Heidelberg |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkt: Genetik, Genomsequenzierung, Varianten im Erbgut, Mutationen, Krebsentstehung, Big Data
Jan Korbel ist Bioinformatiker und Genetiker. Er erforscht Strukturvariationen im Erbgut und sucht nach dem Zusammenhang der Varianten mit Krebserkrankungen oder Erbkrankheiten. Er hat mit Kollegen eine mögliche Ursache für die Entstehung eines Medulloblastoms entdeckt. Seine Erkenntnisse dienen der Entwicklung neuer Therapieansätze und diagnostischer Methoden.
Das Erbgut unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Ebenso entstehen im Genom des einzelnen Menschen im Laufe des Lebens durch Mutationen genetische Variationen, sogenannte Somatische Genetische Mosaizismen. Dadurch können unter anderem strukturelle Variationen (SVs) entstehen, die mit Erkrankungen bei Älteren, wie Diabetes Typ 2 oder Krebs, assoziiert sind. Jan Korbel identifiziert Abweichungen im Erbgut mittels DNA-Sequenzierung sowie per Einzelzellanalyse.
Mit seiner Arbeitsgruppe will er herausfinden, warum sich DNA-Abschnitte verändern und warum sich wiederum einige Abschnitte schneller verändern als andere. Außerdem versucht er zu klären, inwiefern diese veränderten Abschnitte zur Entstehung von Tumorerkrankungen beitragen. Bei einer Gehirntumorart im Kindesalter (Sonic Hedgehog-Medulloblastom) konnten Korbel und sein Team nachweisen, dass eine erbliche Mutation in einem Gen (p53) zu einer explosionsartigen Umlagerung (Chromothripsis) von Erbgutteilen führt. Die Chromosomenstruktur ist nach der „Explosion“ völlig ungeordnet. Diese ungeordnete Struktur trägt offenbar dazu bei, dass Zellen leicht zu Krebszellen entarten. Und eine p53-Mutation ist offenbar eine Prädisposition für Chromothripsis. In weiteren Arbeiten fand Korbel mit Kolleginnen und Kollegen auch bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) eine ungeordnete Chromosomenstruktur – sowie einen Zusammenhang mit einer p53-Mutation.
Die Erkenntnisse von Jan Korbels Forschung fließen in die Entwicklung neuer, personalisierter Therapieansätze und die Weiterentwicklung diagnostischer Methoden ein. Korbel war zudem Studienleiter des 1000-Genom-Projektes. In Projektgruppen und Vorträgen befasst er sich mit ethischen und rechtlichen Aspekten der Genomsequenzierung, wie zum Beispiel Big Data, Datenschutz und Patientenschutz.