Profiles of Leading Women Scientists on AcademiaNet.
Search among the members of the Leopoldina for experts in specific fields or research topics.
Image: Universitätsklinikum Heidelberg
Year of election: | 2013 |
Section: | Radiology |
City: | Heidelberg |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Strahlentherapie, Radioonkologie, Ionenstrahlen, Nuklearmedizin, Schwerionentherapie
Jürgen Debus ist ein deutscher Radiologe und Strahlentherapeut sowie promovierter Physiker. Er leistet interdisziplinäre Pionierarbeit zur Entwicklung und klinischen Einführung der Krebstherapie mit Ionenstrahlen. Seine Schwerpunkte liegen auf den Fachgebieten der klinischen und experimentellen Radioonkologie, Strahlenmedizin und Nuklearmedizin. Vor allem die Therapie mit Kohlenstoffionen bei Patientinnen und Patienten mit schwer heilbaren Tumoren hat er wesentlich voran¬gebracht.
Das 2009 gegründete Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) war das erste Zentrum für Schwerionentherapie in Europa und steht seither unter der ärztlichen und wissenschaftlichen Leitung von Jürgen Debus. Es gilt als eines der größten und modernsten Zentren für Strahlentherapie und Radioonkologie und ermöglicht Jürgen Debus und seiner Arbeitsgruppe, wissenschaftliche Grundlagen für neue Krebstherapien für bislang unheilbare Tumoren zu schaffen und anzuwenden, die nicht konventionell mit Lichtteilchen (Röntgen- bzw. Gammastrahlen) bekämpft werden können. Dazu gehören unter anderem Tumoren an der Schädelbasis, Speicheldrüsenkarzinome, Knochentumore und bestimmte Beckentumoren.
Die Schwerionentherapie-Anlage ermöglicht mittels Rasterscan-Verfahren und millimetergenauer Positionierung durch Roboter eine sehr präzise dreidimensionale Bestrahlung von Tumoren.
Bei den Ionenstrahlen, die zur Therapie eingesetzt werden, handelt es sich um Protonen, Helium- und Kohlenstoffionen. Zu Forschungszwecken werden auch Sauerstoffionenstrahlen untersucht. Die positiv geladenen Ionen werden zur Bestrahlung auf circa 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zeichnen sich durch besondere physikalische Eigenschaften aus: So entfalten sie ihre höchste Strahlungsdosis örtlich begrenzt direkt am Zielort bis zu 30 Zentimeter tief im Gewebe. Auf diese Weise können sie Tumoren zerstören, die tief im Körper liegen oder von strahlenempfindlichem Gewebe wie Sehnerven oder Darm umschlossen sind, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu schädigen.
In klinischen Studien werden neue Therapieoptionen evaluiert, die zunehmend multidisziplinär gestaltet sind: In Zusammenarbeit mit der Orthopädischen Klinik und dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Heidelberg hat die Arbeitsgruppe von Jürgen Debus ein Therapieprotokoll zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Osteosarkom, ein bösartiger Knochentumor, entwickelt, welches Schwerionentherapie und Bildgebung mittels Positronenemissionstomographie (PET) einschließt.
Im Fokus von Jürgen Debus stehen zudem Arbeiten, die das bessere Ansprechen von Weichteiltumoren (Sarkomen) bei Kindern und bösartigen Hirntumoren (Glioblastomen) auf eine Ionenstrahltherapie zum Ziel haben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Weiterentwicklung der Bildgebung für die Bestrahlungsplanung und -durchführung, insbesondere der Magnetresonanz-tomographie (MRT) während der Bestrahlung. Dies ist verbunden mit dem Ziel, die Bestrahlung – die über Tage oder Wochen verteilt stattfindet – individuell auf die aktuelle anatomische Situation und das bisherige Therapieansprechen anzupassen.
Zudem entschlüsselt Jürgen Debus mithilfe modernster molekularbiologischer Verfahren die Mechanismen, die einerseits zur Sensibilität und andererseits zur Resistenz von Tumoren gegenüber einer Strahlentherapie führen. Daraus lassen sich Rückschlüsse für eine effektivere Therapie ziehen.