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Nobelpreis für Chemie 2002
Year of election: | 1987 |
Section: | Biochemistry and Biophysics |
City: | Zurich |
Country: | Switzerland |
Forschungsschwerpunkte: NMR‐Spektroskopie (“Nuclear Magnetic Resonance”), molekulare Strukturbiologie, Proteinforschung, Prionen, Rinderwahnsinn (BSE), Creutzfeldt‐Jakob‐Krankheit, strukturelle Genomik
Kurt Wüthrich ist ein Schweizer Biophysiker und Strukturbiologe. Er erhielt 2002 den Nobelpreis für Chemie für die Weiterentwicklung der Methode der Kernmagnetischen Resonanzspektroskopie (Nuclear Magnetic Resonance, NMR) für Strukturermittlung von biologischen Makromolekülen in Lösung. Er teilte den Nobelpreis mit John B. Fenn und Koichi Tanaka, die für Ihre Arbeiten über Massenspektroskopie von Proteinen ausgezeichnet wurden.
Das Spezialgebiet von Kurt Wüthrich ist die NMR‐Spektroskopie, auch Kernspinresonanz‐ Spektroskopie genannt, eine der Haupt‐Analysemethoden in der Chemie und Biochemie. Die NMR‐ Spektroskopie ist vielseitig einsetzbar, mit ihr können Molekül‐Strukturen dreidimensional dargestellt und die Wechselwirkungen zwischen Molekülen aufgeklärt werden. Kurt Wüthrich entwickelte eine Methode, mit der die dreidimensionale Struktur von Proteinen und Nukleinsäuren in Lösung untersucht werden kann.
Das Labor von Kurt Wüthrich und seine Arbeitsgruppen haben mehr als 200 Strukturen von Proteinen und Nukleinsäuren ermittelt, die für die Medizin und die biomedizinische Forschung bedeutsam sind. So ist die von Wüthrichs Gruppen beschriebene Homöodomäne an der Genexpression beteiligt, und ein Immunosuppressivum spielt eine Rolle bei der Unterdrückung des Abstoßens von fremdem Gewebe nach Organtransplantationen. In den Jahren 1996 bis 2002 konnte die Arbeitsgruppe Wüthrich die Strukturen der Prionproteine von zahlreichen Organismen aufklären, einschließlich der Prionproteine von Mensch, Rind und Maus. Das Prionprotein spielt bei der Entstehung von Rinderwahnsinn (BSE) und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen eine wichtige Rolle.
Die Forschungsgruppe von Kurt Wüthrich am Scripps Research Institute in Kalifornien arbeitet auf dem Gebiet der strukturellen Genomik. Das Team entwickelt NMR‐Methoden für die effiziente Strukturermittlung von löslichen Proteinen und Membranproteinen, mit einem speziellen Schwerpunkt auf Studien von G-Protein gekoppelten Rezeptoren (“G-protein coupled receptors”, GPCRs), die in Medizin und Pharmakologie eine wichtige Rolle spielen.