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Image: private
Year of election: | 2007 |
Section: | Human Genetics and Molecular Medicine |
City: | Munich |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Zellgeneration, Gliazellen, Neurogenese, neuronale Stammzellen, Transkriptionsfaktor Pax6, Zentrosom
Magdalena Götz ist eine deutsche Entwicklungs- und Neurobiologin, die grundlegende molekulare Prozesse der Gehirnentwicklung erforscht. Die Wissenschaftlerin hat aufgedeckt, dass Gliazellen nicht nur unterstützende Funktionen haben, sondern auch als Stammzellen agieren können, aus denen Nervenzellen hervorgehen. Sie leistete Pionierarbeit bei der direkten Reprogrammierung von Gliazellen zu Neuronen, zunächst im Labor und später auch im lebenden Organismus.
Im Gegensatz zu anderen Organen, wie Haut, Dünndarm oder dem hämatopoetischen System, werden die meisten Zellen im Nervensystem erwachsener Säugetiere nach ihrem Tod weder umgewandelt noch regeneriert. Eine Neurogenese findet nur in sehr begrenzten Bereichen des erwachsenen Säugetiergehirns statt, und degenerierte Neuronen werden nicht ersetzt. Diese mangelnde Regenerationsfähigkeit von Nervenzellen bildet auch den Ausgangspunkt für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson.
Um eine Neurogenese nach Hirnverletzungen zu implementieren, untersuchte Magdalena zunächst die Neubildung von Nervenzellen im sich entwickelnden Gehirn. Dabei entdeckte sie, dass Gliazellen, die lange Zeit lediglich als Stützzellen betrachtet wurden, Stammzelleneigenschaften aufweisen und im sich entwickelnden Gehirn den Ausgangspunkt für Nervenzellen bilden. Nach dem Ende der Neurogenese verwandeln sich diese Gliazellen in spezielle Zellen, die die Hirnventrikel auskleiden. In einigen wenigen Regionen des Säugetiergehirns überdauern neuronale Stammzellen bis ins Erwachsenenalter und dienen als Quelle für fortlaufende Neurogenese.
In weiteren Arbeiten untersuchte Magdalena Götz, wie sich Gliazellen nach einer Hirnverletzung verhalten. Dabei entschlüsselte sie einen molekularen Mechanismus, bei dem der Transkriptionsfaktor Pax6 die Produktion eines Proteins reguliert, das bisher hauptsächlich in der Augenlinse erforscht wurde. Dieses Protein verhindert aktiv den Zelltod und unterstützt das Überleben dieser Neuronen. Besonders bemerkenswert ist, dass diese Regulationsmechanismen spezifisch für einen bestimmten Typ von Nervenzellen gelten.
Gemeinsam mit ihrem Team gewann Magdalena Götz auch neue Erkenntnisse über das menschliche Zentrosom, dessen Fehlfunktion mit vielen neurologischen Entwicklungsstörungen in Verbindung gebracht wird. Das Zentrosom, ein zentrales Zellorganell, ist unter anderem für die Organisation des Zellskeletts während der Zellteilung verantwortlich. Bisher wurde angenommen, dass das Zentrosom aufgrund seiner allgemeinen Funktionen in allen Zellen ähnlich ist. Magdalena Götz und ihr Team untersuchten diese Annahme bei Neuronen und neuronalen Stammzellen genauer und stellten fest, dass die Zusammensetzung der Proteine im Zentrosom, je nach Zelltyp, stark variiert. Ein spezielles Protein, das ubiquitäre Splicing-Protein PRPF6, reichert sich beispielsweise nur in neuronalen Stammzellen, nicht jedoch in Neuronen, am Zentrosom an. Das bedeutet, dass der Ort eines Proteins entscheidend für eine Erkrankung ist. Das Team hofft, damit auch den Mechanismen weiterer Krankheiten auf die Spur und somit auch deren Behandlung einen Schritt näher zu kommen.
Magdalena Götz hat wesentliche Erkenntnisse zum Verständnis der Neurogenese beigetragen. Ihre Forschungen bilden die Grundlage für die angewandte Stammzellforschung und eröffnen Ansatzpunkte für neue Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die an einer Alzheimerdemenz oder Morbus Parkinson erkrankt oder von einer Querschnittslähmung betroffen sind.