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Year of election: | 2013 |
Section: | Informationswissenschaften |
City: | Ulm |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Codierungstechniken, Codierungstheorie, Sequenzen
Martin Bossert ist ein deutscher Elektrotechniker und Telekommunikationswissenschaftler. Mit seinen Forschungsarbeiten hat er die Entwicklung der Mobilkommunikation stark beeinflusst und entscheidend zur Gestaltung heutiger Kommunikationssysteme beigetragen.
Martin Bossert kommt ursprünglich aus der Praxis. Als Entwicklungsingenieur eines Industrieunternehmens lieferte er bereits in den 1980er Jahren grundlegende Beiträge zur mobilen Telekommunikation. Diese Arbeit beeinflusste das Entstehen und die Umsetzung des weltweit erfolgreich gewordenen GSM-Konzepts (Global System for Mobile Communications). Es wurde mit dem Ziel geschaffen, ein mobiles Telefonsystem anzubieten, das europaweite Mobilität erlaubte und mit ISDN oder herkömmlichen analogen Telefonnetzen kompatible Sprachdienste anbot.
Einer der Arbeitsschwerpunkte von Martin Bossert ist die Codierungstheorie. Dabei spielen mathematische Verfahren eine Rolle, die die Zuverlässigkeit der Datenübertragung verbessern und somit unter anderem höhere Datenraten ermöglichen. Weltweite Beachtung fanden seine grundlegenden Arbeiten über iterative Decodierungskonzepte und verkettete Codes, wie etwa die so genannten Woven Codes.
Zudem hat er sich bereits in den der 1990er Jahren mit dem Mehrträgerverfahren OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplex) beschäftigt. Dieses Übertragungsverfahren zeichnet sich durch eine effiziente Ausnutzung zur Verfügung stehender Frequenzen bei gleichzeitig hoher Flexibilität aus. Es wird unter anderem in Technologiestandards wie WLAN, DAB, DVB-T angewendet.
Martin Bossert arbeitet außerdem an der Schnittschnelle von Informationstheorie und Biologie. Dieses Konzept basiert auf der Idee, molekularbiologische Vorgänge als Nachrichtenübertragungsprozesse zu betrachten. Auf dieser Grundlage können sie dann mit aus der Informationstheorie stammenden mathematischen Methoden untersucht werden. So lassen sich Fragen der Speicherung, Verarbeitung und Fehlerkorrektur von Informationen in biologischen Systemen betrachten. Ein Beispiel dafür ist die Information auf der DNA, die zunächst abgelesen, übertragen, vervielfältigt und verändert wird (Mutation), und die zur Steuerung vieler Prozesse in und zwischen den Zellen dient. Mit den interdisziplinären Arbeitsweisen aus der Bioinformatik lassen sich diese Kommunikationsvorgänge in den Zellen besser verstehen.