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Year of election: | 2012 |
Section: | Innere Medizin und Dermatologie |
City: | Zürich |
Country: | Schweiz |
Forschungsschwerpunkte: Hautkrebs, Translationale Forschung, Arzneimittelentwicklung, Hautimmunologie, Immuntherapie
Reinhard Dummer ist ein deutsch-schweizerischer Krebsforscher. Er beschäftigt sich mit unterschiedlichen Formen von Hautkrebs und neuen Behandlungsstrategien. Als Vertreter einer „translationalen Medizin“ bemüht er sich um die schnelle und effiziente Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Anwendung am Patienten.
Als Reinhard Dummer 1991 von Würzburg nach Zürich wechselte, war die Medizin bei fortgeschrittenen Hauttumoren noch weitgehend hilflos. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Dummer war an diesem Erfolg maßgeblich beteiligt. Als Facharzt für Dermatologie, Allergologie und klinische Immunologie entwickelte er ein Interesse an Immuntherapien, die das Abwehrsystem gegen Krebszellen mobilisieren. So beteiligte er sich zum Beispiel an Studien zur Wirksamkeit von sogenannten „Immun-Checkpoint-Inhibitoren“ wie etwa dem Wirkstoff „Ipilimumab“, der zur Behandlung von malignen Melanomen, einer aggressiven Form von Hautkrebs, eingesetzt wird. Solche Substanzen sollen körpereigene „Bremsen“ lösen und auf diese Weise dafür sorgen, dass Tumore vom Immunsystem wieder erkannt und zerstört werden können.
Ähnliche Hoffnungen ruhen auf anderen monoklonalen Antikörpern oder so genannten BRAF-Kinase-Inhibitoren wie „Vemurafenib“, einem selektiven Hemmstoff des Onkogens BRAF, der ebenfalls zur Behandlung metastasierender Melanome verwendet wird. Auch an der größten bislang durchgeführten Langzeitstudie der „European Organisation for Research and Treatment of Cancer“ (EORTC) zu Peginterferon alfa-2b („PegIntron“) als adjuvanter Therapie bei fortgeschrittenen malignen Melanomen, an der über 1250 Patienten teilnahmen, hat sich Reinhard Dummer mit seinem Team beteiligt.
Reinhard Dummer gilt als Kenner von T-Zell-Lymphomen der Haut und Basalzellkarzinomen (Basaliom), der häufigsten Form von Hautkrebs. Als behandelnder Arzt und Leiter des Hauttumorzentrums des Universitätsspitals Zürich, das mehrere tausend Patienten betreut, hat er die Erfahrung gemacht, dass kein Tumor dem anderen gleicht – mit der Folge, dass auch die neuen Medikamente nicht bei allen Patienten die gleiche Wirkung zeigen. Dummers Hoffnung ruht auf einer „personalisierten Medizin“, bei der sich mit Hilfe von Untersuchungen der Erbsubstanz schon vor Behandlungsbeginn feststellen lässt, ob und welches dieser Arzneimittel für den individuellen Patienten geeignet ist (“targeted therapy“).
Zu seinen wichtigsten Aufgaben zählt Dummer die Abwägung eines therapeutischen Nutzens gegen die oft starken Nebenwirkungen, zu deren Management er sorgfältig ausgearbeitete Logarithmen heranzieht. Reinhard Dummers Ziel ist die möglichst schnelle und effiziente Umsetzung von neuen Behandlungsstrategien und Ergebnissen präklinischer Studien in die klinische Anwendung am Patienten. Darum erhielt Dummer 2013 auch als erster Preisträger den neuen „Translationspreis“ der Deutschen Krebsgesellschaft, mit dem der Transfer von Ergebnissen der experimentellen Grundlagenforschung in den klinischen Bereich honoriert werden soll.