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Bild: Archiv | Leopoldina

Prof. Dr.

Richard Frhr. von Krafft Ebing

Year of election: 1886
Section: Psychiatrie, Med. Psychologie und Neurologie
City: Graz
Country: Österreich
CV Richard Friedolin Joseph Freiherr von Krafft-Ebing - Deutsch (PDF)

Research

Richard Freiherr von Krafft-Ebing war ein deutsch-österreichischer Psychiater und Rechtsmediziner. Er prägte mehrere zum Teil noch heute gültige medizinische Fachbegriffe der Psychiatrie und Psychologie. Außerdem befasste er sich mit Aspekten von Psychiatrie und Strafrecht. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Sexualwissenschaft und untersuchte unter anderem die Homosexualität.

Werdegang

Richard Freiherr von Krafft-Ebing studierte von 1858 bis 1863 in Heidelberg Medizin. 1863 absolvierte er das Staatsexamen mit einer Arbeit über „Die Sinnesdelirien“. Es folgte am 6. August 1863 die Promotion zum Doktor der Medizin. Von 1864 bis 1868 war er als Assistent in der badischen Nervenheilanstalt Illenau tätig. Während dieser Zeit prägte er die Begriffe Zwangsvorstellung und Dämmerzustand, die so Teil der wissenschaftlichen Terminologie wurden. Im Anschluss ließ er sich in Baden-Baden als Nervenarzt nieder.

Während des deutsch-französischen Kriegs in den Jahren 1870/71 war er zunächst als Feldarzt tätig, später arbeitete er in Raststatt in einem Lazarett. Nach Kriegsende war er vor allem mit der Nachbehandlung von verwundeten Soldaten betraut. Im Jahr 1872 beschäftigte er sich in der neu eingerichteten Psychiatrischen Klinik der Universität Straßburg unter anderem mit Kriminalpsychologie. Ein Jahr später folgte er einem Ruf auf eine Professur für Psychiatrie an der Universität Graz. Gleichzeitig übernahm er die Leitung der ebenfalls neuen Steiermärkischen Landesirrenanstalt Feldhof in der Nähe von Graz.

In den Folgejahren veröffentlichte er mehrere Bücher: Dazu zählen „Die Melancholie: Eine Klinische Studie“ (1874), das „Lehrbuch der gerichtlichen Psychopathologie“ (1875), „Grundzüge der Kriminalpsychologie für Juristen“ (1882), das „Lehrbuch der Psychiatrie“ (1897) sowie das im Bereich der Sexualwissenschaften jener Zeit als Standardwerk geltende „Psychopathia sexualis: Eine Klinisch-Forensische Studie“ (1886). Darin beschrieb er unter anderem sexuelle Abweichungen und prägte neue Begriffe wie Masochismus und Sadismus. Zudem befasste er sich mit der Homosexualität, die er als erbliche Störung definierte. Diese Sichtweise führte Krafft-Ebing zu der Auffassung, dass Homosexuelle nicht strafrechtlich verfolgt werden sollten.

1885 wurde Krafft-Ebing in Graz zum Ordinarius ernannt und war als Professor für Psychiatrie tätig. Im gleichen Jahr eröffnete er die seinerzeit als fortschrittlich angesehene Privatklinik „Mariagrün“, in der Patientinnen und Patienten aus aller Welt behandelt wurden. Später wurde seine Professur in Graz um das Gebiet der Neurologie erweitert. 1889 folgte Krafft-Ebing dem Ruf der Universität Wien auf eine Professur für Psychiatrie. Zugleich übernahm er die I. Psychiatrische Klinik der niederösterreichischen Landesirrenanstalt. 1892 wechselte er an die Psychiatrische Universitätsklinik des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Dort beschäftigte er sich unter anderem mit der sogenannten Progressiven Paralyse, die als Spätfolge einer unbehandelten oder nicht ausgeheilten Syphilis-Erkrankung auftreten kann.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Für seine wissenschaftlichen Arbeiten wurde Richard Freiherr von Krafft-Ebing zahlreich ausgezeichnet, darunter mit dem Franz-Joseph-Ordens (1902), mit der deutschen Kriegsdenkmünze 1870/71 und mit der Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaille. Außerdem war er Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, darunter der Academy of Medicine Chicago, der Gesellschaften der Ärzte in Wien, München und Karlsruhe sowie der Gesellschaft der Ärzte und Neurologen in Moskau. Bereits 1886 wurde er zum Mitglied der Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle gewählt.

Zur Person

Richard Freiherr von Krafft-Ebing wurde am 14. August 1840 als ältestes von fünf Kindern des Oberamtmannes Friedrich von Krafft-Ebing und seiner Frau Clara, geborene Mittermaier, in Mannheim geboren. Sein jüngerer Bruder ist der spätere Verwaltungsrechtler Hans von Krafft-Ebing. Die Familie musste aufgrund beruflicher Veränderungen des Vaters häufig umziehen. Als Krafft-Ebing 15 Jahre alt war, starb seine Mutter. Die Familie zog schließlich nach Heidelberg, wo Krafft-Ebing nach dem Abitur im Jahr 1858 ein Medizinstudium begann.

Im Dezember 1874 heiratete er in Karlsruhe die aus Baden-Baden stammende Försterstochter Maria Luise Kißling. Das Paar bekam die Söhne Fritz und Hans sowie die Tochter Margarete.

Krafft-Ebing sprach mehrere Sprachen und spielte Klavier. 1902 ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand und zog wieder nach Graz. Am 22. Dezember 1902 starb er nach mehreren Schlaganfällen.

Sowohl in Graz als auch in Wien wurden Straßen nach Krafft-Ebing benannt. Basierend auf Krafft-Ebings Buch „Psychopathia“ Sexualis entstand 2006 ein gleichnamiger Spielfilm des US-amerikanischen Regisseurs Bret Wood, der von der Kritik negativ bewertet wurde

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