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Year of election: | 2001 |
Section: | Human Genetics and Molecular Medicine |
City: | Leipzig |
Country: | Germany |
Forschungsschwerpunkte: Paläogenetik, molekulare Anthropologie, Entstehung und Ursprung des modernen Menschen, Evolutionsforschung, „ancient DNA“, genetischer Drift, Selektion, Populationsgeschichte
Svante Pääbo ist ein schwedischer Molekularbiologe und Paläogenetiker. Er gilt als Begründer der Paläogenetik, die genetische Proben fossiler und historischer Überreste analysiert. Ihm gelang erstmals der Nachweis von DNA in ägyptischen Mumien. Daraufhin entwickelte er völlig neue Methoden zur Bestimmung von Erbgut-Sequenzen aus historischen Überresten („ancient DNA“). Mit diesen Techniken konnte er mitochondrische DNA-Sequenzen aus dem Knochen eines Neandertalers gewinnen und über drei Milliarden Basenpaare des Zellkerngenoms des ausgestorbenen Urmenschen sequenzieren. Hierdurch konnten die Wissenschaftler erstmals das Genom des modernen Menschen mit dem des Neandertalers vergleichen.
Pääbo entwickelte seine Untersuchungsmethoden weiter und entzifferte schließlich das komplette Genom des Neandertalers. Mit seinem Team konnte er nachweisen, dass die Neandertaler Gene an alle heute außerhalb Afrikas lebenden Menschen weitergegeben haben. Etwa ein bis vier Prozent des heutigen menschlichen Erbguts stammen vom Neandertaler. Damit lieferten die Wissenschaftler den Beleg, dass sich frühe Europäer mit Neandertalern vermischt haben. Bei diesen Arbeiten entdeckten sie auch eine neue bereits ausgestorbene Menschengruppe, die Denisova-Menschen, die mit dem Neandertaler verwandt waren.
Die Forschung von Svante Pääbo eröffnet eine neue Sicht auf evolutionäre Prozesse und gibt detaillierte Einblicke in die Verwandtschaftsverhältnisse bereits ausgestorbener Menschengruppen. Dabei erforschte er einerseits die Kräfte, die das Genom direkt beeinflussen, wie Mutation, Rekombination und genetische Drift, andererseits aber auch die Auswirkungen von Selektion und Populationsgeschichte.
Wissenschaftler auf der ganzen Welt nutzen die von Svante Pääbo entwickelten Untersuchungsmethoden. Sie erforschen damit auch das Gewebe ausgestorbener und nur noch in Museen erhaltener Tieren, wie etwa des Mammuts oder des Riesenfaultiers. Das Time Magazine zählte Pääbo im Jahr 2007 zu den 100 weltweit einflussreichsten Personen.