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Year of election: | 2004 |
Section: | Kulturwissenschaften |
City: | Berlin |
Country: | Deutschland |
Forschungsschwerpunkte: Wissenschaftstheorie der Soziologie; Deutsche Geschichte der Neuzeit bis zur Gegenwart; Kultur und Politik; Naher Osten und Europa; Publizistik
Wolf Lepenies ist ein deutscher Soziologe, Wissenschaftspolitiker und -manager. Zu seinen Kernthemen gehört die Geschichte der Soziologie. Weitere Forschungsschwerpunkte betreffen die deutsche Geschichte der Neuzeit bis heute. Als eine der zentralen Herausforderungen der Forschung gilt für Wolf Lepenies die Auseinandersetzung mit dem Islam.
Wolf Lepenies setzte sich mit dem Verhältnis von Kultur und Politik zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert auseinander und schlüsselte auf, wie deutsche Intellektuelle an die Überlegenheit der Kultur und an ihre eigene Überlegenheit gegenüber den Nachbarn glaubten. Der Wissenschaftler analysierte, wie es nach der Befreiung vom Nationalsozialismus zu einer Identitätswende kam: Seitdem prägt nun die demokratische Verfassung das Selbstverständnis des Landes. Darüberhinaus beschäftigte er sich in der Studie „Folgen einer unerhörten Begebenheit. Die Deutschen nach der Vereinigung“ mit dem geteilten Deutschland, dem Mauerfall und der Zukunft des Landes.
In Lepenies’ Islam-Forschung stehen interdisziplinäre Untersuchungen der historischen und intellektuellen Verflechtungen des Nahen Ostens und Europas im Vordergrund. Der Wissenschaftler möchte Gemeinsamkeiten ermitteln ohne Differenzen zu tilgen. Bereits 1979 setzte er sich in diesem Sinne mit der Ayatollah-Revolution, der militanten Bekennung zum Islam, auseinander, in den 1990er Jahren baute er am Wissenschaftskolleg den Arbeitskreis „Moderne und Islam“ auf und gründete die Forschergruppe „Jüdisch-islamische Hermeneutik“. Für seine Förderungen friedlicher Beziehungen mit dem Nahen Osten wurde er 2006 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Weitere Verdienste erwarb Wolf Lepenies als Wissenschaftsmanager und -politiker. So setzte er sich seit den 1990er Jahren für die Stärkung der Wissenschaft im östlichen Europa ein, indem er Netzwerke knüpfte und wissenschaftliche Einrichtungen gründete.
Er forscht und lehrt in Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika. Schon früh stellte er seine Studien in einen internationalen Zusammenhang. Dabei entstand 1985 sein Hauptwerk, die Studie „Die drei Kulturen“, die typische sozialmoralische Unterschiede zwischen Deutschland, Frankreich und England herausarbeitet.