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Lothar H. Wieler mit der Albrecht-von-Graefe-Medaille geehrt

Lothar H. Wieler mit der Albrecht-von-Graefe-Medaille geehrt

Prof. Dr. Lothar Heinz Wieler
Foto: Kay Herschelmann

Der Veterinärmediziner und Mikrobiologe Lothar H. Wieler hat die Albrecht-von-Graefe-Medaille 2021 für seinen Einsatz in der Coronavirus-Pandemie erhalten. Die Auszeichnung wird durch die Berliner Medizinische Gesellschaft für besondere Verdienste in der medizinischen Wissenschaft, Forschung und Lehre verliehen. Wieler ist Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) und seit 2010 Mitglied der Leopoldina.

Lothar H. Wieler ist Veterinärmediziner und Mikrobiologe. Er beschäftigt sich mit Tierseuchen und Infektionskrankheiten, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Diese sogenannten Zoonosen werden durch Bakterien, Parasiten, Pilze oder Viren verursacht. Im Zentrum seiner Forschung stehen Infektionen multiresistenter Bakterien sowie deren Übertragungsmechanismen und die krankheitsauslösenden Faktoren. Mit seiner Arbeit will Wieler herausfinden, wie Bakterien verschiedene Wirte infizieren − mit dem Ziel mögliche Ausbrüche zoonotischer Krankheiten schneller zu erkennen und präventive Interventionsstrategien zu entwickeln. Eine zentrale Herausforderung für seine Forschung ist die zunehmende Resistenz von Krankheitserregern. Durch die Entwicklung immer neuer Resistenzmechanismen reagieren Bakterien nicht mehr auf Antibiotika und Viren nicht mehr auf Virostatika. Diese Prozesse zu erkennen und zu verstehen, ist daher von großer Bedeutung.

Wieler studierte Veterinärmedizin an der Freien Universität (FU) Berlin und Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). 1988 wurde er an der LMU am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre promoviert. Anschließend forschte er bis 1998 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Hygiene und Infektionskrankheiten der Tiere der Justus-Liebig-Universität Gießen. Dort habilitierte er sich 1996 im Fachbereich Veterinärmedizin. 1997 erwarb Lothar Wieler den Fachtierarzt für Mikrobiologie. Von 1998 bis 2015 war er Professor für Mikrobiologie und Tierseuchenlehre im Fachbereich Veterinärmedizin und Geschäftsführender Direktor am Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen an der FU Berlin. Seit 2015 ist Lothar Wieler Präsident des RKI in Berlin. Wieler gehört verschiedenen wissenschaftlichen Gremien an, unter anderem im Vorstand der International Association of National Public Health Institutes (IANPHI) und in der Strategic and Technical Advisory Group for Infectious Hazards (STAG-IH) der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Für seine Forschung wurde der Veterinärmediziner bereits mehrfach geehrt, unter anderem 2016 mit dem Walter Frei-Preis der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich/Schweiz und 2017 mit dem Hauptpreis der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM). 2021 wurden ihm außerdem Ehrendoktorwürden der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Universität Zürich verliehen. Die Leopoldina wählte Lothar Wieler 2010 zu ihrem Mitglied in der Sektion Veterinärmedizin. 2021 wechselte er in die Sektion Global Health, dessen Senator er seit 2021 ist.

Die Albrecht-von-Graefe-Medaille wird seit 1980 durch die Berliner Medizinische Gesellschaft in unregelmäßigen Abständen verliehen. Mit der Medaille werden besondere Verdienste in der medizinischen Wissenschaft, Forschung und Lehre gewürdigt. Benannt ist sie nach dem deutschen Mediziner Albrecht von Graefe, der als Begründer der modernen Augenheilkunde gilt.