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Flucht und Migration: Herausforderungen für Gesundheitsversorgung und -forschung

Flucht und Migration: Herausforderungen für Gesundheitsversorgung und -forschung

Podiumsdiskussion. Foto: Christof Rieken für die Leopoldina

Wie kann die Forschung dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung und die Gesunderhaltung von Asylsuchenden zu gewährleisten? Dieser Frage wurde im Symposium „Flucht und Migration: Herausforderungen für Gesundheitsversorgung und -forschung“ am 2. Dezember 2015 in Berlin nachgegangen.

In seiner Begrüßung verwies Leopoldina-Präsident Jörg Hacker auf die Möglichkeiten der interdisziplinären Forschung, den Blickwinkel zu weiten für die Fragen, vor die uns die Migrationsbewegungen unserer Tage stellen. Er lud alle Anwesenden dazu ein, mit ihren Ideen und Vorschlägen zur Diskussion beizutragen.

Der thematische Rahmen der Konferenz wurde von zwei Impulsreferaten umrissen. David Ingleby von der Universität Amsterdam ging in seinem Vortrag „The refugee crisis: a challenge to health system“ auf die Problematik ein, wie der Zugang zum Gesundheitssystem für Asylsuchende in Deutschland auch im internationalen Vergleich verbessert werden könne.  Dabei wies er auch auf die ökonomischen Nachteile hin, die eine mangelhafte Gesundheitsversorgung langfristig habe. Weiter hob er die prekäre Lage von nicht-registrierten Flüchtlingen hervor, die illegal in Deutschland lebten und daher keinen geregelten Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. Walter Bruchhausen vom Universitätsklinikum der RWTH Aachen ging auf „Gesundheit, Trauma und Medizin in kultureller Differenz“ ein. Er wies darauf hin, dass kulturelle Diversität in der ärztlichen Praxis nur in seltenen Fällen zu Wertekonflikten führe, die die Behandlung stören. Umgekehrt könne die Diversität sogar positiv in die Behandlung mit einbezogen werden. Eine große Herausforderung stelle jedoch die traumatherapeutische Behandlung der Asylsuchenden dar, besonders unter Berücksichtigung der kulturell unterschiedlichen Verarbeitungsstrategien.

Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts in Berlin, ging in der anschließenden Podiumsdiskussion auf das Fehlen von qualitativen Daten zur Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden/Migranten ein. Rainer Sauerborn, Leiter des Instituts für Public Health des Universitätsklinikums Heidelberg, trat für eine umfassende Gesundheitsversorgung ein. Eine Not- und Akutversorgung sei nicht ausreichend und auch unter ökonomischen Aspekten langfristig von Nachteil für alle. Heyo K. Kroemer, Präsident des Deutschen Fakultätentags, fügte hinzu, dass insbesondere für nicht-registrierte Flüchtlinge der Zugang zur Gesetzlichen Krankenversicherung nicht möglich sei. Daher sei oberste Priorität, die Menschen aktiv aus der Illegalität herauszuholen, damit sie am Gesundheitssystem partizipieren könnten.

Ein weiteres Problem stelle die geringe Erforschung nicht-registrierter Flüchtlinge dar, betonte Céline Teney von der Universität Bremen. So sei es nicht möglich, repräsentative Stichproben zu verwenden. Ute Teichert, Leiterin der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen Düsseldorf, wies darauf hin, dass für Krisensituationen bessere Abstimmungsstrukturen zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund aufgebaut werden müssen. Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer darüber, dass eine einheitliche Erfassung und Weitergabe von Aufnahme- und Behandlungsdaten zwischen den verschiedenen Akteuren ebenso dringend notwendig wäre, wie die Auswertung solcher Daten zur Koordination und Optimierung  der Gesundheitsversorgung benötigt würden. Dabei wurde auch das Fehlen eines Lehrstuhls für öffentliche Gesundheitsversorgungen bemängelt, denn dadurch könnten schwierige Forschungsprojekte in diesen Fachbereichen nicht umgesetzt werden.

Abschließend betonte Lothar Wieler, dass es das Ziel der Gesundheitsversorgung sein sollte, alle in Deutschland lebenden Menschen gleichermaßen zu erreichen. In diesem Sinne könne die Flüchtlingskrise als Chance angesehen werden, die Public-Health-Strukturen in Deutschland zum Wohle aller zu stärken.

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