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Press Release | Thursday, 7 September 2017

Leopoldina zeichnet zwei Akademie-Mitglieder mit Cothenius-Medaillen für ihr wissenschaftliches Lebenswerk aus

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ehrt ihre Mitglieder Fritz Melchers (Berlin) und Joachim Trümper (Garching) mit den Cothenius-Medaillen. Die Forscher erhalten diese Ehrung für ihr herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk. Die Auszeichnungen werden im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 22. September 2017, in Halle (Saale) verliehen.

Prof. Dr. Georg Friedrich (Fritz) Melchers (Jahrgang 1936) hat mit seiner Forschung auf dem Gebiet der Zellbiologie einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis des Immunsystems geleistet. Er forschte zur Entstehung und Reifung der B-Lymphozyten. Diese Zellen sind von zentraler Bedeutung für das Immunsystem, indem sie die Immunantwort regulieren und den Organismus durch die Produktion von Antikörpern vor Krankheitserregern schützen. Fehlfunktionen dieser Zellen verursachen Immunerkrankungen wie chronische Entzündungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen und Immundefizienzen. Fritz Melchers hat gezeigt, wie diese B-Lymphozyten im Körper entstehen. Seine Forschung hat grundlegend dazu beigetragen, die Differenzierung von Zellen insgesamt sowie die Entstehung von Blutzellen und Fehlfunktionen des Immunsystems zu verstehen.

Fritz Melchers wurde 1964 an der Universität zu Köln in Chemie promoviert. 1971 habilitierte er sich an der Universität Freiburg. Von 1970 bis 1980 arbeitete er am Basel Institute for Immunology, dessen Direktor von 1981 bis 2001 war. Von 2003 bis 2016 war er Senior Research Group Leader am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und forscht seit 2017 am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin.

Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde er weltweit mit zahlreichen Ehrendoktorwürden und Ehrenprofessuren ausgezeichnet. Er ist unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse und des Robert-Koch-Preises. Melchers ist seit 1992 Mitglied der Leopoldina.

Prof. Dr. Joachim Trümper (Jahrgang 1933) gilt international als einer der Pioniere der Röntgenastronomie. Er begann 1971 mit der Entwicklung von Detektoren, um von Stratosphären-Ballonen aus kosmische Röntgenquellen zu beobachten. Damit gelang ihm und seiner Gruppe 1976 erstmals das außerordentlich starke Magnetfeld eines Neutronensterns zu messen. Mit einer Weiterentwicklung dieser Detektoren, eingesetzt auf der sowjetischen Raumstation Mir, wurde 1987 die Röntgenstrahlung der Supernova 1987A entdeckt. Er war Initiator und wissenschaftlicher Leiter der Satelliten-Mission ROSAT, bei der 1990/91 die erste vollständige Himmelsdurchmusterung mit einem abbildenden Röntgenteleskop durchgeführt wurde. Durch ROSAT erhöhte sich die Zahl der bekannten Röntgenquellen von etwa 5.000 auf über 200.000. Tausende wissenschaftliche Publikationen beziehen sich auf Daten, die durch ROSAT gewonnen wurden. Auch an den Röntgen-Satelliten Chandra der NASA und XMM-Newton der ESA, die 1999 gestartet wurden und immer noch aktiv sind, war und ist Trümper mit seiner Gruppe aktiv beteiligt.

Joachim Trümper studierte von 1952 bis 1959 Physik an den Universitäten Halle (Saale), Hamburg und Kiel. 1959 wurde er an der Universität Kiel promoviert, wo er sich 1966 habilitierte. Von 1971 bis 1975 war er Lehrstuhlinhaber für Astronomie und Direktor des Astronomischen Instituts der Universität Tübingen. Von 1975 bis zu einer Emeritierung 2001 war er Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) und Honorarprofessor der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Am MPE ist er bis heute in der Forschung aktiv, wobei sein Interesse vor allem den Neutronensternen und anderen Endstadien der Sternentwicklung gilt.

Für seine Beiträge auf dem Gebiet der Astrophysik und Astronomie wurde Trümper vielfach geehrt. Neben anderen Auszeichnungen erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, den Max-Planck-Forschungspreis für internationale Kooperation, den Bayerischen Verdienstorden, die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die Karl-Schwarzschild-Medaille der Astronomischen Gesellschaft, den Tycho-Brahe-Preis der European Astronomical Society und die Röntgenmedaille der Stadt Würzburg, dem Ort, an dem Wilhelm Conrad Röntgen die X-Strahlen entdeckte. Seit 1988 ist er Mitglied der Leopoldina.

Die Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds und Leibarztes des Preußenkönigs Friedrich II., Christian Andreas von Cothenius (1708-1789), zurück. Sie wurde im Jahr 1792 zum ersten Mal verliehen. Anfänglich wurden die Preisträger für die Bearbeitung medizinischer Forschungsfragen ausgezeichnet. Seit 1954 vergibt die Leopoldina die Cothenius-Medaillen für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk der Geehrten. In der Regel werden die Auszeichnungen an Mitglieder der Akademie verliehen. Zu den Trägern gehören unter anderem der Arzt und Zoologe Ernst Haeckel (1864) und Konrad Zuse (1985), der Entwickler des ersten Computers.

 

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