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Press Release | Wednesday, 4 September 2019

Leopoldina würdigt posthum das wissenschaftliche Lebenswerk des Biochemikers Walter Neupert mit der Cothenius-Medaille

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina ehrt ihr Mitglied Walter Neupert mit der Cothenius-Medaille. Der Forscher wird damit posthum für sein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk gewürdigt. Die Auszeichnung nimmt die Ehefrau des Wissenschaftlers im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina-Jahresversammlung am Freitag, 20. September 2019, in Halle (Saale) entgegen.

Der Biochemiker und Zellbiologe Prof. Dr. Walter Neupert (1939–2019) erforschte die Struktur und Biogenese von Mitochondrien. Bei Mitochondrien handelt es sich um Zellorganellen, die für die Energieumwandlung und andere lebenswichtige Prozesse zuständig sind. Sie werden häufig als Kraftwerke der Zellen beschrieben. Im Zentrum von Neuperts Forschungsarbeiten stand die Frage nach dem Proteintransport in Mitochondrien, ein Vorgang, den er als einer der ersten Wissenschaftler überhaupt untersucht hat. Ein besonderes Verdienst Neuperts war es, die Biochemie ‒ zunächst eine von Grundlagenforschung geprägte Disziplin ‒ gegenüber der Medizin zu öffnen. So spielen Störungen der Mitochondrien eine wichtige Rolle bei Herzerkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und Krebs.

Neupert lieferte gemeinsam mit seiner Forschungsgruppe grundlegende Erkenntnisse zu Proteinimport, Proteinfaltung und Struktur der Mitochondrien. Gemeinsam mit seinem Team hat er eine Reihe von Proteinen und Komplexen der Mitochondrien-Membranen charakterisiert. Wegweisend waren seine Arbeiten zu den Komplexen der inneren und äußeren Mitochondrien-Membranen, die für den Transport von Proteinen sorgen. Neupert entschlüsselte in seiner Forschung Mechanismen, deren grundlegende zellbiologische Bedeutung weit über das Forschungsgebiet der Mitochondrien hinausgeht und die in die Lehrbücher eingegangen sind. Als Lehrer und Mentor hat er zahlreiche hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgebildet und gefördert.

Walter Neupert studierte Chemie und Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und wurde dort 1968 zur Biogenese von Mitochondrien promoviert. Nach einer Assistenz und Privatdozentur an der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde er 1977 als Professor an das Institut für Biochemie der Georg-August-Universität Göttingen berufen. Von 1983 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 wirkte Neupert als Lehrstuhlinhaber am Adolf-Butenandt-Institut für Molekularbiologie, Biochemie und Zellbiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Als Fellow der Max-Planck-Gesellschaft forschte er von 2008 bis 2017 am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Neben seiner Forschungstätigkeit war er Vorsitzender der Carl-Friedrich Siemens Stiftung, Mitglied im Hauptausschuss und Senat der DFG sowie Prodekan und Forschungsdekan der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu den zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen des Wissenschaftlers sind der 2008 verliehene Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst sowie die ihm 2015 überreichte Ernst-Jung Medaille für Medizin in Gold zu zählen. Neupert wurde 1993 zum Mitglied der Leopoldina ernannt, 1999 wurde er von der Akademie bereits mit der Schleiden-Medaille geehrt.

Die Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds und Leibarztes des Preußenkönigs Friedrich II., Christian Andreas von Cothenius (1708–1789), zurück. Sie wurde im Jahr 1792 zum ersten Mal verliehen. Anfänglich wurden die Preisträger für die Bearbeitung medizinischer Forschungsfragen ausgezeichnet. Seit 1954 vergibt die Leopoldina die Cothenius-Medaillen für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk der Geehrten. In der Regel werden die Auszeichnungen an Mitglieder der Akademie verliehen. Zu den Trägern gehören unter anderem der Arzt und Zoologe Ernst Haeckel (1864) und Konrad Zuse (1985), der Entwickler des ersten Computers.

Ansprechpartner:
Dr. Jörg Beineke
Wissenschaftlicher Referent des Präsidiums
Tel.: +49 (0)345 472 39 – 954
E-Mail: joerg.beineke@leopoldina.org


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