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Press Release | Wednesday, 4 September 2019

Entwicklungsbiologin Magdalena Götz für neue Sicht auf Bildung von Nervenzellen mit der Mendel-Medaille der Leopoldina ausgezeichnet

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zeichnet ihr Mitglied Magdalena Götz, München, mit der Mendel-Medaille aus. Damit würdigt die Akademie die herausragende wissenschaftliche Arbeit der Forscherin auf dem Gebiet der Neurogenese, der Bildung von Nervenzellen im erwachsenen Gehirn. Die Mendel-Medaille wird im Rahmen des Frühjahrsempfangs von Leopoldina und Leopoldina Akademie Freundeskreis am 18. Februar 2020 in Halle (Saale) überreicht.

Prof. Dr. Magdalena Götz (Jahrgang 1962) erforscht Zellen des Gehirns, und konzentriert sich dabei auf die Zellgeneration und die Funktion von Stammzellen. Die Molekularbiologin entdeckte, dass auch Gliazellen, die das Stützgewebe des Nervensystems bilden, Stammzelleigenschaften besitzen. Damit leitete sie einen Paradigmenwechsel in den Neurowissenschaften ein. Götz wies einen molekularen Mechanismus nach, bei dem der Transkriptionsfaktor Pax6 Gliazellen in wenigen Regionen des erwachsenen Gehirns zur Bildung von Nervenzellen anregt. Dass Gliazellen als Stammzellen fungieren und Nervenzellen aus ihnen hervorgehen können, wirft eine neue Sicht auf die Entstehung von Nervenzellen und die Ausdifferenzierung der Großhirnrinde.

Zudem erforschte Götz mit ihrem Team, wie sich Gliazellen nach einer Gehirnverletzung verhalten. Dabei konnte sie zunächst zeigen, dass der Transkriptionsfaktor Pax6 einige Gliazellen auch nach einer Verletzung zur Bildung unreifer Nervenzellen anregt. In neueren Modellversuchen gelang es ihr schließlich, die behandelten Gliazellen nahezu vollständig in reife und funktionsfähige Nervenzellen umzuwandeln. Ihre Forschungen sind damit von hoher Bedeutung für die angewandte Stammzellforschung sowie neue Therapieansätze bei Gehirnverletzungen und -erkrankungen.

Magdalena Götz studierte Biologie in Tübingen und Zürich, Schweiz, bevor sie 1992 mit am Friedrich‐Miescher‐Laboratorium der Max‐Planck‐Gesellschaft in Tübingen durchgeführten Arbeiten promoviert wurde. Anschließend war sie als Postdoktorandin unter anderem am National Institute for Medical Research in London sowie bei SmithKline Beecham in Harlow, UK tätig. 1998 bis 2003 leitete sie eine Forschungsgruppe am Max‐Planck‐Institut für Neurobiologie in Martinsried, wurde dann zur Direktorin des Instituts für Stammzellforschung am Helmholtz Zentrum München berufen und nahm eine Professur für Physiologische Genomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München an. Die Leopoldina wählte Götz 2007 zum Mitglied. Im selben Jahr ehrte die Deutsche Forschungsgemeinschaft sie mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz‐Preis und die Bayer Stiftungen verliehen ihr den Familie-Hansen-Preis. 2013 wurden ihre Forschungsleistungen mit einem ERC Advanced Grant gewürdigt.

Die Mendel-Medaille wurde 1965 zu Ehren Gregor Mendels (1822–1884), dem Begründer der Vererbungslehre, gestiftet. Mit der Auszeichnung würdigt die Leopoldina Pionierleistungen auf dem Gebiet der allgemeinen und molekularen Biologie oder Genetik. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Biophysiker und Nobelpreisträger Max Delbrück (1967) und der Biologie Sydney Brenner (1970), der 2002 den Medizin-Nobelpreis erhielt.

Ansprechpartner:
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Wissenschaftlicher Referent des Präsidiums
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