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Press Release | Tuesday, 13 July 2021

Stellungnahme zum offenen Zugang zu digitalen Sequenzinformationen (DSI): Sequenzdaten als öffentliches Gut erhalten

Pressemitteilung der Allianz der Wissenschaftsorganisationen

Die Staaten der Welt verhandeln derzeit über ein globales Post-2020 Rahmenprogramm für die Erhaltung und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt für den Zeitraum bis 2050, das auf der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Konvention über die biologische Vielfalt (CBD-COP 15) im Oktober 2021 im chinesischen Kunming verabschiedet werden soll. Angesichts der bevorstehenden internationalen Verhandlungen erinnert die Allianz der Wissenschaftsorganisationen daran, dass zum Erreichen der globalen Biodiversitätsziele die Forschung auf internationaler Ebene intensiviert werden muss, da sie essentielle Erkenntnisse zur Erhaltung der biologischen Vielfalt liefert.

Mehrere außereuropäische Staaten machen ihre Zustimmung zum globalen Post-2020 Rahmenprogramm von einem monetären Vorteilsausgleich für die Nutzung der bisher größtenteils frei zugänglichen lebenswissenschaftlichen Daten, den sogenannten „digitalen Sequenzinformationen“ (DSI), abhängig. Derzeit werden dazu verschiedene Regelungsmodelle für die Nutzung von DSI diskutiert. Viele davon greifen jedoch für die Forschung zu kurz, weil sie wissenschaftliche Leitprinzipien (wie Open Data, Open Science) übergehen und somit die schnelle, weltweit vernetzte Zusammenarbeit erheblich behindern würden. Zeigt doch die COVID-19-Pandemie gerade eindrücklich, wie essentiell ein internationales Datensharing durch den freien Zugang zu DSI in öffentlichen Datenbanken für die Lösung komplexer globaler Probleme ist. Die drohenden Einschränkungen im Datenzugang und der Datennutzung würden nicht nur die Erforschung des Artenrückgangs und das Verständnis von Ökosystemleistungen für den Menschen, sondern auch viele andere Bereiche, wie die biomedizinische Forschung in ihrer ganzen Breite, die bioökonomische Forschung mit ihrem vielfältigen Anwendungsspektrum und die gesamte molekularbiologische Grundlagenforschung betreffen.

In ihren Stellungnahmen haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft (18.09.2017), die Allianz der Wissenschaftsorganisationen (09.02.2018) und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina (Januar 2021) auf die erheblichen Einschränkungen für den wissenschaftlichen Fortschritt insbesondere auch in Entwicklungsländern hingewiesen, sollte der Datenzugang und die Datennutzung eingeschränkt werden. Diese Organisationen bekräftigen ihre Forderung erneut, den bisher offenen Zugang zu und die freie Nutzung von digitalen Sequenzinformationen zu erhalten. Zugang zu und Nutzung von DSI dürfen nicht Gegenstand der im Nagoya-Protokoll vorgesehenen individuellen bilateralen Verhandlungen über die Forschung an genetischen Ressourcen sein. Jeglicher geforderter Vorteilsausgleich muss aus Sicht der Wissenschaft über einen multilateralen Mechanismus erfolgen und darf nicht an die Regulierung des Datenzugangs bzw. deren Nutzung gekoppelt sein.

Es bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Vertragsstaatenkonferenz, um zukunftsfähige Vorschläge in den politischen Prozess zu DSI einzubringen. Es ist jetzt notwendig, dass die deutsche Bundesregierung ihren Beitrag zur Biodiversitätspolitik der EU durch ein klares Bekenntnis zum offenen Datenzugang durch einen entkoppelten multilateralen Mechanismus leistet.

Über die Allianz der Wissenschaftsorganisationen
Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Sie nimmt regelmäßig Stellung zu wichtigen Fragen der Wissenschaftspolitik. Der Wissenschaftsrat ist Mitglied der Allianz und hat für 2021 die Federführung übernommen. Weitere Mitglieder sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.   

Medienkontakt
Dr. Christiane Kling-Mathey
Geschäftsstelle des Wissenschaftsrats
Scheidtweilerstraße 4
50933 Köln
Tel.:+49 (0) 221 3776 243
Mobil: +49 (0) 172 1663 283
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