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Press Release | Tuesday, 19 April 2005

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Der Anstieg der Scheidungsraten" (H. Esser, Mannheim) und "Molekularer Mechanismus der frühen Embryonalentwicklung beim Frosch" (Ch. Niehrs, Heidelberg)

Termin: Dienstag, 26. April 2005, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Prof. Dr. Hartmut Esser, Mannheim, Mitglied der Akademie: "Der Anstieg der Scheidungsraten"

    In allen westlichen Industrieländern sind in den letzten Jahrzehnten die Scheidungsraten deutlich angestiegen. Der Referent wird im Rahmen des Vortrags erklären, woran dieser Anstieg liegt. Dazu werden zunächst verschiedene theoretische Hypothesen vorgetragen und dann ein Modell skizziert, das die verschiedenen möglichen Einflüsse zusammenführt. Die Grundlage für die empirische Überprüfung des Modells ist die Mannheimer Scheidungsstudie, bei der 2500 verheiratete und 2500 geschiedene Paare befragt wurden. Das zentrale Ergebnis ist, dass es offenbar zwei grundlegend verschiedene Arten von Ehen gibt, anfällige und immune, und dass – neben anderem – insbesondere die Tendenz steigt, dass die anfälligen Ehen dann auch geschieden werden. Für die (Nicht-) Anfälligkeit der Ehen sind insbesondere zwei Faktoren bedeutsam: die wechselseitige Einstellung der Unauflöslichkeit der Ehe (als "Institution", manifestiert etwa über die kirchliche Heirat) und wechselseitige Freundschaften. Wenn diese Bedingungen gegeben sind, besteht auch in der neueren Zeit so gut wie kein Scheidungsrisiko.

    Hartmut Esser 
    studierte Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Köln; 1971 Diplom; 1974 Promotion in Köln; 1981 Habilitation in Bochum; 1974-1978 Akademischer Rat Ruhr-Universität Bochum; 1978-1982 Wissenschaftlicher Rat und Professor Universität Duisburg; 1982-1987 o. Professor für Empirische Sozialforschung Universität Essen; 1985-1987 Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) Mannheim; 1987-1991 o. Professor für Soziologie Universität zu Köln; seit 1991 o. Professor für Soziologie und Wissenschaftslehre der Universität Mannheim. Hartmut Esser ist in zahlreichen Beiräten und als Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften tätig, er war 6 Jahre Mitglied des Senatsausschusses für die Sonderforschungsbereiche der DFG, er ist Fachgutachter der DFG für das Fach Empirische Sozialforschung und war Prorektor der Universität Mannheim. Forschungsschwerpunkte: Migrationsforschung, Scheidungsforschung, Methodologie der empirischen Sozialforschung.

    Im Jahr 2001 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Hartmut Esser zum Mitglied (Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften).
  • Prof. Dr. Christof Niehrs, Heidelberg, Mitglied der Akademie: "Molekularer Mechanismus der frühen Embryonalentwicklung beim Frosch"

    Das Phänomen der embryonalen Entwicklung hat traditionell einen zentralen Platz in der Biologie eingenommen. Einen wichtigen Ausgangspunkt nahm die Entwicklungsbiologie der Wirbeltiere in den Arbeiten Hans Spemanns und seiner Kollegen, dessen grundlegende Erkenntnisse zur embryonalen Achsenentwicklung für uns bis heute Gültigkeit haben und die wir nun beginnen, molekular zu verstehen. Er entdeckte bei seinen Arbeiten vor 80 Jahren die Region im Keim, die für die Ausbildung des Kopfes verantwortlich ist, doch der Mechanismus und die zugrunde liegenden Gene blieben seither unklar. In diesem Zusammenhang entdeckte er das Dickkopf-Gen, das in der Kopfbildung eine wichtige Rolle spielt. Aktiviert man das Dickkopf-Gen künstlich, kann es zusätzliche Köpfe in Kaulquappen wachsen lassen. Inaktiviert man hingegen das Dickkopf-Gen in der Maus so fehlt den Mäuseembryos der Kopf. Man vermutet, dass das Dickkopf-Gen analog beim Menschen eine entsprechende Rolle spielt, denn der Grundbauplan aller Wirbeltiere ist sehr ähnlich, ob es sich dabei nun um Frosch, Maus oder Mensch handelt. Die Bedeutung des Dickkopf-Gens für die Krebsforschung resultiert vorrangig aus einer Eigenschaft: Es gehört zur Gruppe der Entwicklungs-Kontrollgene, also der Gene, die den Ablauf des Zellwachstums und der Zelldifferenzierung steuern und regulieren.

    Christof Niehrs
    : Biochemie-Studium an der Freien Universität Berlin, Promotion zum Dr. rer. nat. (Fakultät für Biologie, 1990), Postdoktorand an der University of California, Los Angeles, USA (1990-1993), seit 1994 Leiter der Abteilung Molekulare Embryologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) Heidelberg, Habilitation an der Fakultät für Biologie (1997), seit 2000 Lehrstuhl (C4) für Molekulare Embryologie am DKFZ Heidelberg. Ehrungen und Preise: Freudenbergpreis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1999), Ernennung zum EMBO-Mitglied (1999), Biologiepreis der Göttinger Akademie der Wissenschaften (1999), EMBO Gold Medal Award (2000), Otto-Mangold-Preis der Gesellschaft für Entwicklungsbiologie (2001), Landesforschungspreis Baden-Württemberg (2002), Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG (2003). Seine Forschungsziele sind die Aufklärung der molekularen Mechanismen der Embryonalentwicklung beim Wirbeltier. Im Jahr 2002 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Christof Niehrs zum Mitglied (Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin).

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