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Press Release | Friday, 21 November 2003

Öffentliche Vorträge der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

Zu den Themen "Die Magnetosphäre der Erde (K.-H. Glaßmeier, Braunschweig) und "Betrug und Täuschung in der Wissenschaft – Datenfälschung, Diagnoseverfahren, Konsequenzen" (A. Diekmann, Zürich)

Termin: Dienstag, 25. November 2003, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina, Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Prof. Dr. Karl-Heinz Glaßmeier, Braunschweig, Mitglied der Akademie: "Die Magnetosphäre der Erde"

    Als Eruption der Superlative wurde eine koronale Massenejektion (CME) von der Tagespresse beschrieben, die am 28. Oktober 2003 die Sonne verließ und in den darauffolgenden Tagen die stärksten je beobachteten magnetischen Stürme verursachte. Ursache dieser Stürme war eine durch die CME ausgelöste extrem starke Störung der Magnetosphäre, dem Wechselwirkungsgebiet des Sonnenwindes mit dem Magnetfeld unserer Erde. Gefüllt mit Plasmen solaren und ionosphärischen Ursprungs ist die Magnetosphäre ideal zum Studium plasmaphysikalischer Prozesse, die meist nicht im Labor reproduzierbar sind und große, auch astrophysikalische Bedeutung haben. Da die kürzlich beobachteten erdmagnetischen Stürme auch gravierende Auswirkungen auf technische Systeme wie Stromversorgungseinrichtungen oder Kommunikationssatelliten haben können, liegt es nahe, dass künftig auch die Vorhersage des Weltraumwetters von Bedeutung sein wird. Eine solche Vorhersage ist aber nur möglich, wenn die plasmaphysikalischen Prozesse in der Erdmagnetosphäre verstanden sind. Glaßmeier wird in seinem Vortrag darauf eingehen, welche Ziele die europäische Weltraumorganisation ESA mit den vier CLUSTER-Satelliten verfolgt, die 2000 in polare Umlaufbahnen verschickt wurden, um einige der offenen Fragen der Magnetosphärenphysik zu lösen. Die Möglichkeiten und Ergebnisse der CLUSTER-Mission wird er beispielhaft diskutieren.

    Karl-Heinz Glaßmeier
    hat an der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster Physik, Geophysik und Philosophie studiert, wurde als Physiker promoviert und habilitierte sich am Institut für Geophysik und Meteorologie in Köln 1989 auf dem Gebiet der Geophysik. Seit 1991 ist er C4-Professor für Geophysik an der Technischen Universität in Braunschweig. Ihr diente er als Dekan für Naturwissenschaften (1993-1995), zur Zeit ist er Mitglied des Senats der TU. Glaßmeier erhielt namhafte Ehrungen und Preise, so die Zeldovich Medal of the Committee on Space Research (COSPAR) of the International Council of Scientific Unions (1990) und den NASA Group Achievement Award for Contributions to the DS-1 Project (1999). Er ist Mitglied nationaler und internationaler Beratergremien, Mitglied renommierter Gesellschaften und Akademien. Im Jahr 2001 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Karl-Heinz Glaßmeier zum Mitglied (Sektion Geowissenschaften).
  • Prof. Dr. Andreas Diekmann, Zürich, Mitglied der Akademie: "Betrug und Täuschung in der Wissenschaft – Datenfälschung, Diagnoseverfahren, Konsequenzen"

    Die spektakulären Vorkommnisse von Datenfälschung in der biomedizinischen Forschung und jüngst in der physikalischen Grundlagenforschung haben Wissenschaft und Öffentlichkeit aufgeschreckt. Aber nicht nur die Naturwissenschaften, sondern auch die empirischen Sozialwissenschaften sind mit Problemen der Datenfälschung konfrontiert. Natürlich ist Betrug und Täuschung in der Wissenschaft kein neues Phänomen. Schon großen Naturforschern wie Galilei, Newton und Mendel wurden Mogeleien unterstellt. In einer Konkurrenz-orientierten Wissenschaft und einem wachsenden Verteilungskampf um knappe Ressourcen hat das Problem aber neue Dimensionen angenommen. Vor allem stellt sich die Frage, ob die üblichen Regeln der Selbstkontrolle genügen, um Betrug in der Wissenschaft weitgehend zu verhindern. Offenbar sind die Kontrollen keinesfalls ausreichend, wie Andreas Diekmann in seinem Vortrag an Beispielen zeigen wird. Dabei werden auch neue Möglichkeiten zur Aufdeckung von Wissenschaftsbetrug diskutiert und Konsequenzen für eine Verbesserung der Selbstkontrolle gezogen.

    Andreas Diekmann
    studierte in Hamburg Soziologie, Psychologie und Ökonomik. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität in Michigan (gefördert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst) wurde er in Hamburg im Fachbereich Ökonomik promoviert (1979). Es folgte ein Studium der Psychologie in Wien (1980-1984) und die Habilitation im Bereich Sozialwissenschaften an der Universität München (1987). Von 1987-1989 war er Wissenschaftlicher Direktor am Center for Survey Studies and Methodology (ZUMA) in Mannheim, danach Professor für Forschung und Statistik im Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Mannheim, nach 1990 war er Professor für Empirische Soziologie und Direktor des gleichnamigen Instituts der Universität Bern, seit kurzem ist er Professor für Soziologie am ETH-Zentrum in Zürich. Diekmann ist Mitglied zahlreicher Beratergremien, Mitglied renommierter Gesellschaften und im Editorial Board namhafter Zeitschriften. Im Jahr 2001 wählte die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Andreas Diekmann zum Mitglied (Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften).

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