Leopoldina Home Menü

Leopoldina Home

Press Release | Friday, 17 October 2003

Akademie Leopoldina ehrt zwei Mitglieder mit der Verdienst-Medaille für ihre Verdienste um die Leopoldina

Professor Dr. Ernst Kern (Würzburg) für seine langjährigen großen Verdienste für die Leopoldina als Arzt, Wissenschaftler und Mensch und Professor Dr. Dr. h.c. mult. Eugen Seibold (Freiburg/Br.) in Anerkennung seiner besonderen Verdienste im Wirken für die Leopoldina

Zu den Preisträgern:

Ernst Kern (Würzburg)
Wissenschaftliche Verdienste: Die Leopoldina würdigt mit Ernst Kern ein leidenschaftliches und unermüdliches Leopoldina-Mitglied, dessen Leben als Arzt, Wissenschaftler und Mensch stets mit künstlerischen Ambitionen verflochten war und ist. Ernst Kern hatte bereits Verbindungen zur Leopoldina, bevor er 1977 als Mitglied aufgenommen wurde; denn auf der Jahresversammlung 1971 mit der Thematik "Informatik" sprang er kurzfristig mit einem Vortrag: "Rückkopplungsphänomene zwischen Musiker und Musikinstrument" ein – ein erster Einstieg des Arztes als Künstler. Seine wissenschaftlichen Hauptarbeitsgebiete betrafen die Gallen- und Pankreaschirurgie, das akute Abdomen, das Bauchtrauma, Ileus, Peritonitis und Bauchfellverwachsungen. Mit seiner 1956 gemeinsam mit dem Anästhesisten Wiemers verfassten Monographie "Die postoperativen Frühkomplikationen" hat er die Grundlage zur später entwickelten operativen Intensivtherapie gelegt. Kern organisierte 1981 mit dem Leopoldina-Mitglied Klaus Betke anlässlich der Einweihung des Leopoldina-Krankenhauses in der Gründungsstadt der Leopoldina Schweinfurt das Symposium: "Der Arzt und die apparative Medizin" und sprach dabei über: "Das Janusgesicht der Technik in der heutigen Chirurgie". Anlässlich der Jahresversammlung 1985, die unter dem Motto "Singularitäten" stand, sprach er über: "Akutes Abdomen – nicht entzündliche Ursachen", und beim analogen Anlass 1989 zur Thematik "Anomalien" trug er mit dem Vortrag: "Konsequenzen durch Anomalien für die operative Medizin" bei. Dank seiner wissenschaftlichen Verdienste und seiner Persönlichkeit wählte ihn die Sektion Chirurgie von 1989 bis 1993 zu ihrem Obmann. In dieser Funktion unterstützte er kritisch und konstruktiv den Aufbau der Sektion nach der Wiedervereinigung. 

Zur Person:
Ernst Kern (Jahrgang 1923) entschloss sich, geprägt von vier Jahren als Soldat an der Ostfront, Medizin zu studieren, bestand 1949 das Staatsexamen und wurde im gleichen Jahr promoviert. Nach einer Assistentenzeit am Physiologischen Institut in Erlangen begann er Ende 1952 seine chirurgische Ausbildung in Würzburg. Im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes in Schweden (1954) konnte er die erste Herzlungenmaschinen-Operation in Europa miterleben. Nach Rückkehr nach Deutschland wandte er sich besonders der Abdominalchirurgie zu und hier vor allem der Gallen- und Pankreasphysiologie und -chirurgie, worüber er sich 1959 habilitierte. Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft absolvierte er einen längeren Studienaufenthalt in den USA. 1967 übernahm er die Chefarztstelle des Städtischen Krankenhauses Lörrach, bevor er 1969 die Nachfolge seines langjährigen Lehrers Werner Wachsmuth als Direktor der Chirurgischen Universitäts- Klinik in Würzburg antreten konnte, eine Position, die er bis zu seiner Emeritierung 1991 innehatte.

Eugen Seibold
Wissenschaftliche Verdienste: Das Präsidium der Leopoldina verleiht Eugen Seibold – dem Ehrenmitglied der Leopoldina seit 1987 – die Verdienst-Medaille der Akademie in Anerkennung seiner besonderen Verdienste im Wirken für die Leopoldina. Seibold hat seine Zugehörigkeit zur Leopoldina nicht nur als Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen betrachtet, sondern stets auch als Verpflichtung verstanden, für die Akademie in allen Bereichen seines beruflichen und persönlichen Lebens tätig zu werden. Er hat erfolgreich dazu beigetragen, die Akademie unbeschädigt um all die Klippen zu steuern, welche die politischen Verhältnisse in den Jahren der deutschen Teilung auftürmten. Seibold hat es verstanden, Exzellenz in Lehre und Forschung mit wissenschaftspolitischem Engagement und dem Blick für außergewöhnliche Innovationen zu verbinden. Am Anfang stand für ihn die Aufgabe, die geologische Meeresforschung in Deutschland zu entwickeln. Er schuf im Kieler Universitätsinstitut mit dem DFG-Sonderforschungsbereich 95 "Wechselwirkungen von Meerwasser und Meeresboden" die Voraussetzungen für die aktuelle Meeresgeologie. Als Teilnehmer und Fahrtleiter von Expeditionen mit den Forschungsschiffen "Meteor", "Valdivia", "Sonne" und "Glomar Challenger" forschte er auf den Weltmeeren mit Unterstützung von zahlreichen Doktoranden, von denen zehn als Professoren seine Forschungen weltweit weiterführen. Er setzte seinen Anspruch an den Nachwuchs unter dem Motto "Fördern durch Fordern" um. Hiervon konnte sich die Leopoldina anlässlich des von ihm mit initiierten Leopoldina-Symposiums "Klimawechsel vor dem Einfluss des Menschen" (2001) überzeugen. Zehn Jahre wirkte Seibold als gewählter Obmann der Sektion Geologie und Paläontologie (1974-1984). Unvergessen sind seine Verdienste um den Erhalt der Leopoldina als einzige gesamtdeutsche Institution im geteilten Deutschland. Mit seinem "Gefühl für das in der Sache und im Personellen Mögliche und Erreichbare" (Eugen Seibold) hat er dazu beigetragen, die Leopoldina in dieser Zeit "auf Kurs" zu halten. Die Leopoldina dankt Eugen Seibold und seiner Frau Ilse besonders auch für den von beiden gestifteten und mit 2 000 € dotierten Georg-Uschmann-Preis, gestiftet für den akademischen Nachwuchs in der Wissenschaftsgeschichte.

Zur Person:
Eugen Seibold (Jahrgang 1918) hat in Esslingen, Tübingen und Bonn studiert und war danach als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geologie und Paläontologie in Tübingen tätig (1949-1951). Nach der Habilitation (1951) war er Dozent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe (1951-1954), danach außerordentlicher Professor für allgemeine und angewandte Geologie an der Universität Tübingen (1954- 958) und schließlich ordentlicher Professor und Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und Museums in Kiel (1958-1980). Von 1980-1985 war er Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, von 1984-1990 Präsident der European Science Foundation. Seibold erhielt zahlreiche nationale wie internationale Ehrungen, er ist Mitglied und Ehrenmitglied in mehr als 20 Akademien und Gesellschaften. Er wurde mit dem international höchstdotierten Blue Planet Prize für Umweltforschung ausgezeichnet, aus dessen Preisgeld er den mit je 10 000 € dotierten "Eugen und Ilse Seibold-Preis" zur Förderung der Wissenschaft und zur Verständigung zwischen Deutschland und Japan stiftete. 1971 wählte ihn die Akademie Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Geowissenschaften), 1987 ernannte sie ihn zum Ehrenmitglied.

Preis und Preisvergabe:
Die Vergabe der beiden Verdienst-Medaillen findet im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Leopoldina- Jahresversammlung am 17. Oktober 2003 in Halle (Saale) statt. 

Die Verdienst-Medaille wird in unregelmäßigen Abständen für große Verdienste um die Idee und das Wohl der Akademie Leopoldina vergeben. Die 1962 geschaffene Verdienstmedaille unterscheidet sich von allen anderen Auszeichnungen der Akademie dadurch, dass sie individuell mit dem Portrait des jeweils Ausgezeichneten gestaltet wird. Für die Gestaltung beider Verdienstmedaillen konnte der Hallesche Bildhauer Prof. Bernd Göbel gewonnen werden. 

CONTACT

Leopoldina

Julia Klabuhn

Acting Head of the Department Press and Public Relations

Phone 0345 - 47 239 - 800
Fax 0345 - 47 239 - 809
E-Mail presse(at)leopoldina.org