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Press Release | Friday, 15 November 2002

Presseinformation 15/2002

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Morbus Hodgkin: Vom Molekül zur Heilung"; "Mikrobiologie im Zeitalter von Bioinformatik und Genomforschung"

Termin:      Dienstag, 26. November 2002, 16.30 Uhr
Ort:            Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                   Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen:

    Prof. Dr. Volker Diehl, Köln, Mitglied der Akademie: "Morbus Hodgkin: Vom Molekül zur Heilung"

    Das Hodgkin Lymphom, auch Morbus Hodgkin genannt, ist eine eher seltene Erkrankung des jungen Erwachsenen. Es handelt sich dabei um eine Erkrankung der Lymphozyten des Immunsystems, die für unsere Abwehr gegen Viren, Bakterien und Pilze und andere Umweltfeinde verantwortlich sind. Etwa 2000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren erkranken pro Jahr in Deutschland an dieser bösartigen Lymphknotengeschwulst. Von ihnen können heute etwa 90 % geheilt werden. Damit gehört diese Krankheit zu den am besten heilbaren Tumorerkrankungen des Erwachsenen. Der Tumor entsteht meist als eine Lymphknotenschwellung im Hals- oder Achselhöhlenbereich und wird häufig begleitet von Nachtschweiß, Juckreiz, Gewichtsabnahme, Fieber, Müdigkeit oder Apathie. Die Tumorzellen sind die spezifischen Reed-Sternbergzellen. Die Therapie des Hodgkin Lymphoms richtet sich nach dem klinischen Ausbreitungsstadium bei Diagnosestellung und besteht im wesentlichen aus einer Chemotherapie, unterstützt durch eine in Ausnahmefällen notwendige lokale Strahlentherapie, wenn der Tumor bei Diagnose bereits sehr groß ist. Diehl wird in seinem Vortrag berichten, durch welche konzertierte Aktion zwischen Internisten und Strahlentherapeuten – finanziell unterstützt durch das Bundesforschungsministerium – in Deutschland es gelungen ist, Diagnose, Therapie und Nachsorge von Patienten mit dieser Erkrankung flächendeckend zu standardisieren und zu verbessern.
  •  Prof. Dr. Alfred Pühler, Bielefeld, Mitglied der Akademie: "Mikrobiologie im Zeitalter von Bioinformatik und Genomforschung"

    Mikroorganismen sind ganz allgemein am Kohlenstoff-, Stickstoff- und Schwefelkreislauf der Natur beteiligt. Bioinformatik und Genomforschung haben den mikrobiellen Forschungssektor in den vergangenen Jahren vollkommen verändert. Moderne Verfahren ermöglichen es relativ leicht, die gesamte Erbsubstanz (die Gene) von Mikroorganismen zu bestimmen, aus der bereits interessante Einblicke in das zelluläre Geschehen gewonnen werden können. Die Analyse, welche Gene zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Mikroorganismus abgelesen (transkribiert) werden, eine Voraussetzung, dass Eiweiße (Proteine) entstehen können, und welche Eiweiße tatsächlich zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden sind (Proteomanalyse), liefern dann umfangreiche Informationen, die die weitere funktionale Analyse enorm beschleunigen. Pühler wird in seinem Vortrag den erfolgten Paradigmenwechsel an zwei Beispielen erläutern. Zunächst an dem Bodenbakterium Corynebacterium glutamicum, einem Bakterium, das industriell zur Aminosäureproduktion genutzt wird. Ein zweites Beispiel ist das in Symbiose mit Luzerne Luftstickstoff-bindende Bodenbakterium Sinorhizobium meliloti, welches landwirtschaftlich von größtem Interesse ist. Bioinformatik und Genomforschung werden hier dazu führen, optimierte Bakterienstämme für den biotechnologischen und landwirtschaftlichen Einsatz zu gewinnen. Pühler wird dazu über erste Ergebnisse berichten.
  • Zu den Referenten:

    Volker Diehl ist Humanmediziner. Er schloss nach einem klinischen Studienaufenthalt in Wien seine Dissertation in Freiburg ab. Nach weiterer klinischer Ausbildung am Children’s Hospital Philadelphia in USA, in Nairobi, Stockholm und Würzburg beendete er seine Facharztausbildung und habilitierte sich an der Medizinischen Hochschule Hannover. 1978 übernahm er in Hannover eine C3-Professur, bis er 1983 zum Ärztlichen Direktor der Klinik I für Innere Medizin der Universität Köln berufen wurde. Diehl ist Mitglied des Vorstandes der Frauke-Weismann-Stiftung im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft und langjähriges Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, der er 1999 als Präsident vorstand. Er war von 1995 bis 2001 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und ist zur Zeit Sprecher eines DFG- Sonderforschungsbereichs. Diehl wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (1977: Heilmeyer-Medaille in Silber, 1979: Wilhelm- Warner-Preis, Hamburg, 1982: Carlo-Erba-Preis, 1997: Deutscher Krebspreis der Deutschen Krebsgesellschaft, Heidelberg). Er ist Herausgeber zahlreicher internationaler Zeitschriften. Im Jahr 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Innere Medizin und Dermatologie).

    Alfred Pühler ist ursprünglich Diplomphysiker, wechselte aber nach dem Diplom als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für Mikrobiologie der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte im Fach Biologie. Nach der Habilitation als Mikrobiologe (Genetiker) und einer Professur am Institut für Mikrobiologie und Biochemie in Erlangen ist er seit 1979 als C4-Professor am Lehrstuhl für Genetik an der Universität Bielefeld tätig. 1985 wurde dieser Lehrstuhl erweitert zum Zentrum für Bio/Gentechnologie. Pühler betätigte sich nicht nur in der Akademischen Selbstverwaltung der Universität als Dekan der Fakultät für Biologie und Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, sondern war Fachgutachter der DFG und Sprecher einer DFG- Forschergruppe. Er ist zurzeit u.a. Koordinator eines DFG- Schwerpunktprogramms, Mitglied des Wissenschaftsrates, Mitglied im Vorstand der DECHEMA e.V. Frankfurt, Mitglied der Nordrhein- Westfälischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1999 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Immunologie und Mikrobiologie).
  • Zur Akademie Leopoldina:

    Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören 1 000 Mitglieder in aller Welt an. Drei Viertel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Viertel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

    Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Dr. h.c. Benno Parthier (Halle/Saale). Designierter Nachfolger im Präsidentenamt ist der derzeitige Vizepräsident Prof. Dr. Volker ter Meulen, klinischer Virologe und Immunologe aus Würzburg. Er wird die Präsidentschaft am 13. Februar 2003 übernehmen. Weitere Vizepräsidenten sind der Psychologe Prof. Dr. Dr. h.c. (mult.) Paul B. Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter S. Fischer (Halle/Saale) und der Chemiker Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst- Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt. 

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Julia Klabuhn

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