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Press Release | Friday, 18 October 2002

Presseinformation 14/2002

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Gerechtigkeit: Eine rationale Wahl?"; "Wie und wo speichert das Gehirn Informationen?"

Termin:           Dienstag, 22. Oktober 2002, 16.30 Uhr
Ort:                 Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                        Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen:

    Prof. Dr. Leo Montada, Trier, Mitglied der Akademie:"Gerechtigkeit: Eine rationale Wahl?"

    Dem Menschenbild des homo oeconomicus entsprechend wird in ökonomischen Verhaltensanalysen die Maximierung von Eigennutz als einziges Motiv angenommen. Es wird beispielsweise unterstellt, dass Menschen nur dann gerecht, altruistisch oder gemeinnützig handeln, wenn das für sie selbst nützlich ist. Dies spiegelt sich auch im Bewusstsein der Bevölkerung unseres Kulturkreises. Eigeninteresse wird als dominantes und legitimes Motiv des Menschen angesehen. Dieses Menschenbild wird durch viele Forschungsergebnisse widerlegt und wird als wissenschaftlich unfruchtbar kritisiert. Das Gerechtigkeitsmotiv und andere Motive wie soziale Verantwortung, Gemeinsinn und Altruismus sind ebenfalls primäre Motive, die mit Eigeninteresse in Konflikt treten können. Eine entsprechende Korrektur des Menschenbildes als Voraussetzung für eine angemessene Kultivierung von Motivdispositionen wird diskutiert.

    Prof. Dr. Frank Rösler, Marburg, Mitglied der Akademie: "Auf der Suche nach dem Engramm – wie und wo speichert das Gehirn Informationen?"

    Gedächtnis ist Voraussetzung für alle kognitiven Leistungen, für elementare Wahrnehmungen ebenso wie für das Verstehen einer fremden Sprache, für einfache Bewegungen ebenso wie für die Ausführung komplexer Handlungen. Denn wir erkennen und verstehen nur etwas, wenn wir bereits eine Repräsentation, eine Gedächtnisspur besitzen, und wir können nur koordiniert handeln, wenn wir bereits passende motorische Programme zur Verfügung haben. Diese Beispiele zeigen, dass unser Gehirn ein riesiger Datenspeicher sein muss, in dem eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Gedächtnisinhalte dauerhaft zur Verfügung gehalten und in den täglich neue Informationen abgelegt werden. Wie geschieht das? In welcher Form sind diese Gedächtnisinhalte gespeichert und wo, in welchen Hirnteilen, sind solche Gedächtnisinhalte lokalisiert? Rösler wird in seinem Vortrag Methoden und Ergebnisse der modernen Hirnforschung vorstellen, die Funktionsweise und neuroanatomische Grundlagen des menschlichen Gedächtnisses erläutern. Zentrales Thema werden Versuchsanordnungen der Experimentellen Psychologie sein, in denen mit bildgebenden Verfahren die Aktivierung einzelner Hirnareale beim Einprägen und beim Abruf von Informationen beobachtet werden kann.
  • Zu den Referenten:
    Leo Montada studierte Psychologie an der Universität des Saarlandes, promovierte an der Universität Konstanz und war danach Wiss. Abteilungsvorstand für Pädagogische Psychologie an der Universität Konstanz. Seit 1972 ist er Professor für Psychologie an der Universität Trier, wo er trotz zahlreicher auswärtiger Rufe bis heute tätig ist. Montada ist Mitglied zahlreicher Gesellschaften und Akademien wie der Academia Europaea, der Berlin- Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der International Society for Justice Research, deren Präsident er 1997 wurde. 1993 erhielt er zusammen mit Melvin J. Lerner den Max-Planck-Forschungspreis für Arbeiten auf dem Gebiet der psychologischen Gerechtigkeitsforschung. Seine Aktivitäten als Gründungsbeauftragter für den Aufbau des Faches Psychologie an der Universität Potsdam führten 1995 zur Gründung des Zentrums für Gerechtigkeitsforschung an der Universität Potsdam, welches er in den Folgejahren leitete. Im Jahr 2000 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Empirische Psychologie und Kognitionswissenschaften).

    Frank Rösler studierte Psychologie an der Universität Hamburg, promovierte mit dem Hauptfach Psychologie im Fachbereich Philosophie der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel und habilitierte ebenda. Zwischen 1982 und 1986 vertrat er den Lehrstuhl (C4) für Allgemeine, Differentielle und Angewandte Psychologie am Fachbereich Psychologie der Universität Hamburg. Von 1986 – 1990 war er Professor (C3) für Allgemeine Psychologie am Fachbereich Psychologie der Universität Marburg, seit 1990 hat er im gleichen Fachbereich die Professur (C4) für Allgemeine und Biologische Psychologie inne. Rösler ist Herausgeber namhafter internationaler Zeitschriften. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Staatlichen Preis der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel (1977), die Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (1995) und die Wilhelm-Wundt-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (2000). Im Jahr 2001 wählte ihn die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina zu ihrem Mitglied (Sektion Empirische Psychologie und Kognitionswissenschaften).

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