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Press Release | Thursday, 3 January 2002

Presseinformation 2/2002

Carus-Preis-Verleihung am 18. Januar 2002 in Schweinfurt im Rahmen der 350-Jahrfeier der Leopoldina.

Die Stadt Schweinfurt vergibt den mit insgesamt 10 000 Euro dotierten Carus-Preis für herausragende naturwissenschaftlichen Forschungsleistungen. Sie ehrt Professor Dr. Jörg Hacker (Würzburg) für seine Arbeiten zur Analyse krankmachender Eigenschaften von Mikroorganismen und würdigt Professor Dr. Martin E. Schwab (Zürich) für seine Beiträge zur Regeneration von Faserbahnen im zentralen Nervensystem. Beide teilen sich das Preisgeld.

Die Preisverleihung erfolgt am 18. Januar 2002 im Rahmen der 350-Jahrfeier der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in ihrer Gründungsstadt Schweinfurt durch Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser.

Wissenschaftliche Schwerpunkte von Professor Dr. Jörg Hacker:

Mikroorganismen, Bakterien, Pilze oder Parasiten sind weltweit verbreitet und begegnen uns täglich. Allerdings löst nur ein kleiner Teil der Mikroben beim Menschen Infektionskrankheiten aus. Was also macht Mikroben zu Krankheitserregern?

Dieser Frage ist Jörg Hacker vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Universität Würzburg in den vergangenen Jahren nachgegangen. Er hat zeigen können, dass einige Stämme des Bakteriums Escherichia coli in ihrem Genom DNA-Abschnitte enthalten, die für Toxine und andere krankmachende Faktoren verantwortlich sind ("Pathogenitätsinseln"). Nur wenn ein Mikroorganismus solche DNA-Abschnitte enthält, löst er Krankheiten aus. Diese krankmachenden DNA-Sequenzen sind bevorzugt auf Gen-Abschnitten wie Plasmiden und Bakteriophagen angeordnet, die mobil sind und dadurch leicht auf andere Bakterienstämme übertragen werden können (horizontaler Gentransfer). Die Erkenntnisse über eine solche Gen-Organisation hat völlig neue Sichtweisen auf die Plastizität des Genoms pathogener Mikroorganismen eröffnet. Die Kenntnis von Pathogenitätsfaktoren ermöglicht neue Entwicklungen zur Diagnose, Therapie und Vorbeugung von Infektionskrankheiten.

Jörg Hacker wurde 1952 in Grevesmühlen/Mecklenburg geboren, studierte Biologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und spezialisierte sich im Studium auf die Fachrichtung Genetik. Während seiner Diplomarbeit am Institut für Experimentelle Epidemiologie in Wernigerode begann er, sich mit bakterieller Pathogenität zu beschäftigen. Dort erfolgte auch die Promotion im Jahr 1979. Seit 1980 ist er in Würzburg tätig, zuerst am Institut für Genetik und Mikrobiologie. Seit 1993 hat er den Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie an der Universität Würzburg inne. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina seit 1998 und seit 2001 Träger der Carus-Medaille der Akademie.

Wissenschaftliche Schwerpunkte von Professor Dr. Martin E. Schwab:

Können Querschnittsgelähmte bald hoffen? Noch gibt es nur kleine Hoffnungsschimmer, aber die jüngsten Arbeiten von Martin E. Schwab haben entscheidend dazu beigetragen, dass die bisherige Hoffnungslosigkeit positive Impulse erhält.

Im Jahr 1985 formulierte Schwab das Konzept, welches das fehlende Regenerationsvermögen des zentralen Nervensystems (ZNS) erklären könnte. Hypothese war die Existenz von möglichen Nervenwachstumsinhibitoren. Er konnte mit seiner Gruppe in Zürich die Existenz wirksamer wachstumshemmender Proteine im ZNS, insbesondere im Myelin von Oligodendrozyten, nachweisen. Durch den Einsatz von Antikörpern gelang es ihm, anatomisch und funktionell eindeutig eine Regeneration verletzter Faserbahnen im Gehirn und im Rückenmark von Versuchstieren zu erreichen. Seine Experimente haben erstmals den molekularen Mechanismus aufgezeigt, der für das fehlende Regenerationsvermögen des ZNS verantwortlich ist. Schwab’s Befunde haben einem Gebiet, in dem sowohl im Bereich der Klinik wie in der Forschung Hoffnungslosigkeit dominierte, neue Impulse verliehen. An der Übertragung der Resultate in erste klinische Experimente wird zur Zeit intensiv gearbeitet.

Martin Schwab wurde 1949 in Basel geboren. Er studierte Zoologie an der Universität Basel und habilitierte dort 1978. Nach einem Forschungsaufenthalt als Visiting Scientist am Department of Neurobiology der Harvard Medical School in Boston begann er 1979 als Forschungsgruppenleiter am Max Planck Institut für Psychiatrie in Martinsried. Im Jahr 1985 wurde er Außerordentlicher Professor für Neurowissenschaften am Institut für Hirnforschung der Universität Zürich. Seit 1997 ist er Ordentlicher Professor sowohl an der Universität wie auch an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Er ist Vorsitzender des Zentrums für Neurowissenschaften der beiden Züricher Hochschulen, der Universität und der ETH. Schwab erhielt zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise, ist seit 2001 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und seit 2001 Träger der Carus-Medaille der Akademie.

Preis und Preisverleihung:

Die Preisverleihung durch Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser erfolgt am 18. Januar 2002 um 10.00 Uhr im Theater der Stadt Schweinfurt, Rossbrunnstraße 2. Die Laudationes sprechen Professor Gunter S. Fischer, Halle (Saale), Vizepräsident der Akademie, für Jörg Hacker und Professor Philipp U. Heitz, Zürich, Senator der Akademie, für Martin E. Schwab. Beide Preisträger werden in Ansprachen ihr Forschungsgebiet vorstellen.

Seit 1961 vergibt die Stadt Schweinfurt den von ihr gestifteten Carus-Preis in Höhe von 10.000 Euro an Wissenschaftler, die zuvor von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina für bedeutende naturwissenschaftliche oder medizinische Forschungsleistungen mit der Carus-Medaille geehrt wurden. Die Carus-Medaille geht auf eine Stiftung aus Anlass des 50. Professorenjubiläums des XIII. Präsidenten der Akademie, Carl Gustav Carus (1789-1869), zurück. Sie wurde bereits 1846 künstlerisch geschaffen, aber 1938 erstmals als Ehrung durch die Akademie vergeben.

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