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Press Release | Thursday, 21 June 2001

Presseinformation 19/2001

Öffentliche naturwissenschaftliche Vorträge: "Chemie mit dem Computer – Berechnungshilfen zur Optimierung chemischer Experimente", "Die Verarbeitung der Seheindrücke in der Netzhaut des Auges"

Termin:   Dienstag, 26. Juni 2001, 16.30 Uhr
Ort:         Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina
                Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)

  • Zu den Vorträgen: Prof. Dr. Sigrid D. Peyerimhoff, Bonn:"Chemie mit dem Computer – was leisten quantenchemische Methoden?"

Computer sind aus der modernen Chemie nicht mehr wegzudenken. Sie ersetzen zwar keine Experimente, leistet aber wichtige Vorarbeiten bei der Versuchsplanung. Hintergrund ist, dass Moleküle, die aus identischen Bausteinen (Atomen), aufgebaut sind, sich ganz unterschiedlich verhalten, je nachdem in welcher z. B. Abfolge Atome in einem Molekül miteinander verknüpft sind. Die Wechselwirkung zwischen einzelnen Atomen innerhalb eines Moleküls sind aber entscheidend dafür, wie stabil Moleküle sind, mit welchen anderen Partnern sie Reaktionen eingehen können und wie sie unter Lichteinstrahlung, zum Beispiel in der Atmosphäre, reagieren. Sigrid Peyerimhoff wird in ihrem Vortrag erläutern, wie mit Hilfe von Computern sich heutzutage Berechnungen und Vorhersagen zu Reaktionen chemischer Moleküle anstellen lassen.

Prof. Dr. Heinz Wäßle, Frankfurt am Main: "Die Netzhaut, ein Gehirn im Auge"

Das Auge ist das wichtigste Sinnesorgan des Menschen, und etwa 40 Prozent unseres Gehirns sind beim Sehvorgang aktiv beteiligt. Die Netzhaut des Auges empfängt die Bilder der Umwelt und verwandelt sie in elektrische Signalmuster. Bereits in der Netzhaut wird das Lichtsignal verarbeitet und für das Gehirn aufbereitet. Der Grundlagenforscher Heinz Wäßle wird in seinem Vortrag darlegen, wie die komplexen neuronalen Verschaltungen der Netzhaut Kontraste, Farben und Bewegungen analysieren. Nachdem die Netzhaut ein Teil des Gehirnes ist, lassen sich aus den Untersuchungen an der Netzhaut auch Prinzipien ableiten, wie unser Gehirn Bilder wahrnimmt und mehr allgemein, wie unser Gehirn funktioniert.

  • Zu den Referenten:

Sigrid Peyerimhoff ist theoretische Physikerin und seit 1972 ordentliche Professorin für Theoretische Chemie an der Universität Bonn. Sie ist Mitglied der Leopoldina und zahlreicher anderer nationaler und internationaler wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften. Sie erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter die Annual Medal der International Academy of Quantum Molecular Science (1977), den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1988) und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1994). Sie hat während der vergangenen 30 Jahre die quantenmechanische Berechnung der Elektronenstruktur kleinerer Moleküle bis zur spektroskopischen Genauigkeit entscheidend vorangebracht. In neueren Arbeiten hat sie sich mit der Streuung von Elektronen an mehratomigen Molekülen befasst.

Heinz Wäßle ist Physiker und seit 1981 Direktor am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. Er ist Mitglied der Leopoldina und zahlreicher anderer nationaler wie internationaler wissenschaftlicher Gremien und Gesellschaften. Seine Arbeiten wurden unter anderem ausgezeichnet mit dem Golden Brain Award der Minerva Foundation in Berkeley (1998). Als erster in Deutschland tätiger Wissenschaftler erhielt er den Proctor Award der Association for Research in Vision and Ophthalmology (1999). Seit Beginn seiner wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt er sich mit dem visuellen System und wendet dazu Methoden der Psychophysik, der Neurophysiologie sowie der Morphologie an. Die Ergebnisse seiner Arbeiten haben entscheidend dazu beigetragen, den in der Netzhaut ablaufenden Vorgang des Sehens zu verstehen.

  • Zur Akademie Leopoldina:

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652 in Schweinfurt) mit Sitz in Halle/Saale (seit 1878) ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben und Zielen. Sie ist die älteste naturwissenschaftliche Akademie in Deutschland. Sie trägt durch die Jahresversammlungen, fachspezifische Meetings und Symposien, monatliche Vortragssitzungen und die vielfältigen persönlichen Kontakte der Mitglieder "zum Wohle des Menschen und der Natur" bei. Ihr gehören derzeit 1000 Mitglieder in aller Welt an. Zwei Drittel der Mitglieder kommen aus den Stammländern Deutschland, Schweiz und Österreich, ein Drittel aus weiteren ca. 30 Ländern. Zu Mitgliedern werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus naturwissenschaftlichen und medizinischen Disziplinen gewählt, die sich durch bedeutende Leistungen ausgezeichnet haben.

Die Leopoldina wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet. Präsident der Leopoldina ist seit 1990 der Biologe Prof. Dr. Benno Parthier (Halle/Saale). Vizepräsidenten sind derzeit der Psychologe Prof. Dr. Paul Baltes (Berlin), der Chemiker Prof. Dr. Gunter Fischer (Halle/Saale), der Virologe Prof. Dr. Volker ter Meulen (Würzburg) und der Chemiker Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker (München). Letzterer ist zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn. Die laufenden Geschäfte der Leopoldina führt eine Generalsekretärin, die Neurobiologin Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug. Die Leopoldina erhält ihre finanziellen Zuwendungen für die satzungsgemäßen Aufgaben zu 80 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 20 Prozent vom Land Sachsen-Anhalt.

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