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Press Release | Friday, 6 April 2001

Presseinformation 6/2001

Akademie Leopoldina ehrt die Leopoldina-Mitglieder Professor Dr. Dr. h.c. Leopold Horner (Mainz) und Professor Dr. Dr. h.c. (mult.) Heinz Jagodzinski (München) für ihr Lebenswerk mit der Cothenius-Medaille (in Gold).

Professor Dr. Dr. h.c. Leopold Horner (Mainz) für seine Beiträge zur asymmetrischen Synthese in der organischen Chemie:

In der Arzneimittelentwicklung ist es lange bekannt: Für die Wirksamkeit einer Substanz ist nicht nur ihre chemische Zusammensetzung maßgeblich, sondern auch deren dreidimensionale räumliche Anordnung, denn sie muss wie ein Schlüssel zum Schloss passen. Werden bei der Herstellung eines Wirkstoffs Bild wie Spiegelbild (Enantiomere, optische Antipoden) synthetisiert, sind mühevolle Reinigungsprozesse notwendig, um die wirksame Komponente anzureichern. Ökonomisch besser ist es, gleich von Anfang an durch asymmetrische Synthese nur die richtige, d.h. wirksame Komponente herzustellen.

Die bahnbrechenden Grundlagen für diese Arbeiten, die kürzlich als "Meilenstein der Chemie" bezeichnet wurden, legte Leopold Horner vor mehr als 30 Jahren. Er gab damals den Anstoß zu einer der bedeutendsten und faszinierendsten Entwicklungen in der organischen Chemie im letzten Jahrhundert – der asymmetrischen Synthese. Damals undenkbar – doch heute sind in praktisch jeder Zeitschrift, die Arbeiten über experimentelle Chemie veröffentlicht, mehrere Berichte über Arbeiten zur Thematik der asymmetrischen Synthese.

Horner erhält die Cothenius-Medaille der Akademie Leopoldina für seine, wie es in der Urkunde heißt, "bewundernswerten Beiträge zur asymmetrischen Synthese in der organischen Chemie".

Professor Dr. Dr. h.c. (mult.) Heinz Jagodzinski (München) für seine Forschung zu Struktur und Wachstum von Kristallen:

Der überwiegende Anteil der Erdmaterie (Mineralien und Gesteine) liegt in kristallisierter Form vor. Die Atome bilden in solchen Kristallen dreidimensionale Gitter, jede Atomart ist im Idealfall auf bestimmte Plätze beschränkt (geordnete Kristallstruktur). Wenn allerdings Kristalle sehr schnell oder bei sehr hohen Temperaturen wachsen, finden Elemente verschiedener chemischer Natur, aber ähnlicher Größe, nicht immer ihren richtigen Platz. Es kommt zur Fehlordnung.

Heinz Jagodzinski hat durch hohe Kreativität und apparative Innovationen physikalische Messmethoden entwickelt, mit denen solche Fehlordnungen im Detail erkannt werden können. In den Geowissenschaften zum Beispiel erlaubt die Bestimmung der in den Mineralien eingefrorenen Fehlordnung wichtige Rückschlüsse auf die Bedingungen und die zeitlichen Abläufe bei ihrer Bildung, auch wenn diese viele Jahrmillionen bis -milliarden zurückliegen. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten legte er die Grundlage für die Untersuchung von Festkörpern, zum Beispiel als Bauelemente in der Mikroelektronik.

Jagodzinski erhält die Cothenius-Medaille der Akademie Leopoldina, wie es auf der Urkunde heißt, "in Würdigung seines fundamentalen forschenden Lebenswerkes zu Struktur und Wachstum von Kristallen".
 

Zu den Preisträgern:

Professor Leopold Horner (Mainz)
Leopold Horner wurde 1911 in Kehl/Rhein geboren, studierte in den 30er Jahren Chemie, promovierte 1935 in München bei dem Nobelpreisträger und Leopoldina-Mitglied Heinrich Wieland und habilitierte 1942 ebendort. Nach dem Wechsel an das Kunststoffinstitut in Frankfurt/Main widmete er sich nach Kriegsende dem Wiederaufbau der Chemischen Institute der Universität. 1950 wurde er apl. Professor, erhielt 1953 einen Ruf auf ein Extraordinariat in Mainz, das in ein Ordinariat umgewandelt wurde. Horner erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. 1973 wurde er mit der Justus-von-Liebig-Gedenkmünze ausgezeichnet, 1992 erhielt er die Hanus-Medaille in Prag, 1995 verlieh ihm die Universität Karlsruhe die Ehrendoktorwürde. Er war jahrelang Mitglied des Herausgeberkollegiums von "Liebigs Annalen der Chemie" und 18 Jahre lang europäischer Herausgeber der von ihm mitgegründeten Zeitschrift "Phosphorus, Sulfur and Silicon and the related Elements". Er ist seit 1975 Mitglied der Akademie Leopoldina.

Professor Heinz Jagodzinski (München)
Heinz Jagodzinski wurde 1916 in Aschersleben geboren, studierte ab 1935 Physik und promovierte 1941 in Göttingen. Ab 1944 arbeitete er bei dem Mineralogen und Kristallographen Fritz Laves in Halle und Marburg. 1948 erfolgte die Habilitation für das Fach Mineralogie. Danach wurde er Abteilungsleiter am Max-Planck-Institut für Silikatforschung in Würzburg, Leiter der Institute für Mineralogie und Kristallographie an der Technischen Hochschule Karlsruhe und an der Universität München. Unter seiner Leitung wurde das Münchner Institut zum größten in der Bundesrepublik ausgebaut. Jagodzinski erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, so die Ehrendoktorwürden der Universitäten Karlsruhe (1981) und Würzburg (1995). Er hat sich nach dem 2. Weltkrieg besonders dafür eingesetzt, dass die Kontakte zwischen den Kristallographen in der DDR und in der Bundesrepublik lange erhalten blieben. Er ist seit 1966 Mitglied der Akademie Leopoldina und diente ihr als Senator und Obmann.

Preis und Preisvergabe:
Die Preisvergabe erfolgt am 6. April 2001 im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Akademie Leopoldina in Halle (Saale).

Die Cothenius-Medaille, die auf eine Stiftung des Mitglieds und Director Ephemeridum Christian Andreas von Cothenius (1708 – 1789) zurückgeht, wurde 1792 erstmals verliehen. Zu Beginn waren es Preisfragen aus der praktischen Medizin, für deren Bearbeitung die Medaille vergeben wurde. Seit 1954 vergibt sie die Leopoldina für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk an Mitglieder der Akademie. Sie trägt die Inschrift: "Als Anerkennung der Tüchtigkeit derer gestiftet, die das Wohl der Sterblichen fördern".

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