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Press Release | Tuesday, 10 June 2008

Akademien der Wissenschaften der G8+5-Staaten drängen auf Halbierung der weltweiten CO2-Emissionen

Der Präsident des Science Council of Japan Professor Ichiro Kanazawa übergibt heute dem japanischen Premierminister Yasuo Fukuda die Erklärungen der nationalen Akademien der Wissenschaften der G8+5-Ländern zum bevorstehenden G8-Gipfel in Hokkaido. Klimawandel und der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft sowie die globale Gesundheit sind die Themen der beiden Stellungnahmen. Bereits seit dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs 2005 in Gleneagles erarbeiten die nationalen Akademien der G8+5-Staaten jedes Jahr gemeinsam wissenschaftsbasierte Stellungnahmen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, die die Regierungen bei ihren Verhandlungen beim jährlichen G8-Gipfel unterstützen sollen. Deutschland wird im Kreis der nationalen Akademien der Wissenschaften durch die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina vertreten. Die diesjährigen Erklärungen wurden bei einer Konferenz der Akademienvertreter am 17. und 18. März 2008 in Tokyo vorbereitet.

Der Klimawandel ist ein vordringliches Problem unserer Zeit. Im April 2007 beschäftigte sich der UN-Sicherheitsrat mit den Gefahren, die vom Klimawandel ausgehen, insbesondere mit den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen sowie mit den Folgen für Frieden und Sicherheit.

Der Mensch hat sich im Laufe seiner Geschichte stets an die Umwelt angepasst. Tempo und Ausmaß des aktuellen Klimawandels verlangen aber schnelle Reaktionen. Anpassung an den Klimawandel und die Vermeidung von CO2-Emissionen, d. h. der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft, bilden daher den Kern der Empfehlungen der Wissenschaftsakademien.

Die Anpassung an den Klimawandel muss auf der Basis nachhaltiger Entwicklung geschehen. Dazu gehört zunächst, dass die Regierungen die Rolle der Ökosysteme und der natürlichen Ressourcen zur Befriedigung der Grundbedürfnisse der Menschen, wie Wasser, Nahrung und Unterkunft, anerkennen. Weiterhin werden die Grundlagenforschung sowie Technologieentwicklung und -transfer bei der Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel eine entscheidende Rolle spielen.

Die Entwicklung hin zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft bedeutet aber nicht nur das Ersetzen von Energiequellen durch solche mit geringerem Kohlenstoffgehalt, sondern auch das Einsparen von Energie. Die Voraussetzungen dafür sind: Erarbeitung von Normen, Entwicklung wirtschaftlicher Instrumente und Förderung von Energieeffizienz in allen Bereichen, Ermutigung zur Änderung des Verhaltens jedes Einzelnen, Stärkung des Technologietransfers für einen rascheren Übergang zu sauberen und effektiven Technologien, umfassende Investitionen in Kohlenstoffersatztechnologien und kohlenstoffarme Energiequellen, wie Kern- und Sonnenenergie, Wasserkraft und andere erneuerbare Energiequellen.
In den Empfehlungen fordern die G8+5-Akademien, dass Technologien für CO2-Abtrennung und -Speicherung entwickelt werden und zur Anwendung kommen sollten, insbesondere um auf die Emissionen aus Kohle, die auch für die kommenden 50 Jahre eine primäre Quelle der Energieerzeugung bleiben wird, zu reagieren.

Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft erfordert ferner die Reduktion der Emissionen durch Entwaldung und Schädigung der Ökosysteme; dies muss auf einer verbesserten landwirtschaftlichen Effizienz und nachhaltiger Forstwirtschaft beruhen.

Die globalen Energiesysteme unterliegen großen zeitlichen Verzögerungen. Daher muss jetzt gehandelt werden, um eine Halbierung der globalen Emissionen bis 2050 zu erreichen – darauf verständigten sich die Verhandlungspartner bereits auf dem G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm.

In der zweiten Erklärung der G8+5-Akademien zum Thema Globale Gesundheit wird betont, es sei von entscheidender Bedeutung, sich nicht nur auf die Gesundheit des Individuums zu konzentrieren, sondern auch die Gesundheitssysteme und ihre Träger zu stützen und zu stärken. Dabei ist ein hoher Gesundheitsstandard nicht nur die Angelegenheit des Gesundheitswesens, sondern erfordert z. B. entsprechende Standards in der Forschung, Sicherheit und Bildung der Menschen, in der wirtschaftlichen Entwicklung, in Ernährung und Hygiene. Die Verantwortung für die Gesundheit der Bevölkerung liegt damit gleichermaßen bei allen Entscheidungsträgern der Regierungen und der internationalen Organisationen.

Damit sich die Menschheit den Problemen der Weltgesundheit stellen kann, müssen die Hindernisse gegen den Fortschritt abgebaut werden. Dies erfordert gemeinsames Handeln auf breiter Front. Beispielsweise müssen die Voraussetzungen für öffentliche Gesundheitsprogramme sowie der Zugang zur Gesundheitsfürsorge verbessert werden. Ausbildung muss gefördert, die dazu erforderliche Infrastruktur geschaffen und die präventive Medizin gestärkt werden. Alle Akteure, die sich für die Weltgesundheit engagieren, sollten gemeinsam und geschlossen auftreten.

Die beiden Empfehlungen werden unter dem Titel „Joint Science Academies’ Statement: Climate Change Adaptation and the Transition to a Low Carbon Society“ (Gemeinsame Erklärung der Akademien der Wissenschaften: Anpassung an den Klimawandel und Übergang zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft) und „Joint Science Academies’ Statement: Global Health“ (Gemeinsame Erklärung der Akademien der Wissenschaften: Globale Gesundheit) veröffentlicht. Sie sind auf der Homepage der Leopoldina ausführlich nachzulesen (Zusammenfassungen auch als deutsche Übersetzungen)

Die Unterzeichner der Erklärungen sind die Präsidenten folgender Akademien:

Für die G8-Staaten: Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Deutschland; Académie des sciences, Frankreich; The Royal Society, Großbritannien; Accademia Nazionale dei Lincei, Italien; Science Council of Japan, Japan; RSC, The Academies of Arts, Humanities and Sciences of Canada, Kanada; Russian Academy of Sciences, Russland; National Academy of Sciences, USA.

Für die fünf Schwellenländer: Academia Brasileira de Ciéncias, Brasilien; Chinese Academy of Sciences, China; Indian National Science Academy, Indien; Academia Mexicana de Ciencias, Mexiko; Academy of Science of South Africa, Südafrika.

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