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Press Release | Wednesday, 9 July 2008

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wird Nationale Akademie der Wissenschaften

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wird am Montag, dem 14. Juli 2008, im Rahmen eines Festaktes in Halle zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt. Damit erhält Deutschland – wie andere europäische Länder oder die USA – eine Institution, die Politik und Gesellschaft wissenschaftsbasiert berät und die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien repräsentiert.

„Der Aufbau einer Nationalen Akademie ist ein richtungsweisender Schritt für die deutsche Forschungslandschaft“, erklärt Dr. Annette Schavan, Vorsitzende der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz und Bundesministerin für Bildung und Forschung. „Politik und Wissenschaft müssen einen kontinuierlichen Dialog führen. Dafür brauchen wir eine nationale Akademie in Deutschland.“

In dieser Funktion hat die Leopoldina die anspruchsvolle Aufgabe, in voller Unabhängigkeit wichtige gesellschaftliche Zukunftsthemen wissenschaftlich zu bearbeiten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit und Politik zu vermitteln. Dazu wird die Leopoldina mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen, beispielsweise mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), anderen Länderakademien sowie der neugegründeten Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech) und den deutschen Wissenschaftsorganisationen eng zusammenarbeiten. Schavan: „Die Stärken der deutschen Wissenschaftseinrichtungen sollen durch die Kooperationen optimal gebündelt werden und gleichzeitig soll dort, wo es sinnvoll ist, auf die besonders ausgeprägte Expertise einzelner Einrichtungen zurückgegriffen werden.“

Darüber hinaus wird die Leopoldina die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in internationalen Gremien repräsentieren, in denen auch andere Länder durch ihre Akademien vertreten sind. Gleichzeitig wird sie eine Koordinierungsplattform für andere Akademien und Organisationen bieten.

„Mit ihrem neuen Mandat als Repräsentantin der deutschen Wissenschaft und als gemeinsame Plattform der Akademien in Deutschland auf internationaler Bühne wird auch das Sitzland Sachsen-Anhalt als leistungsfähiger Wissenschafts- und Hochschulstandort gestärkt,“ erklärt Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt. Die Ernennung der Leopoldina zur Nationalen Akademie sei eine Ehre für Sachsen-Anhalt und für die Universitätsstadt Halle an der Saale.
Mit ihrer künftigen Aufgabe, die deutschen Akademien und die Wissenschaftslandschaft Deutschlands international zu vertreten, werde, so Olbertz weiter, ein Anspruch eingelöst, den die Leopoldina bereits seit Jahren verwirklicht. „Auf dieser Grundlage kann die Akademie vor der Weltöffentlichkeit die Leistungsfähigkeit der deutschen Wissenschaft sichtbar machen und zur wissenschaftsbasierten Politikberatung sowie zur Vermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit beitragen.“

Die Leopoldina ist die älteste ununterbrochen existierende medizinisch-naturwissenschaftliche Akademie der Welt. Sie wurde 1652 in der Freien Reichsstadt Schweinfurt gegründet, 1677 anerkannt und 1687 mit den Privilegien einer Reichsakademie ausgestattet. Seit 1878 ist Halle (Saale) Sitz der Leopoldina.

Heute bringt die Leopoldina mit etwa 1300 Mitgliedern, die zu 85 Prozent aus dem Bereich Medizin und Naturwissenschaften und zu 15 Prozent aus den empirischen Geistes-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften stammen, ein hohes Maß an medizinisch-naturwissenschaftlicher Expertise für ihre neue Aufgabe mit. Acatech ist mit seinen 262 Mitgliedern auf dem Gebiet der Technikwissenschaften besonders ausgewiesen, während die BBAW mit ihren 200 Mitgliedern eine hohe Kompetenz auf dem Gebiet der Geistes- und Sozialwissenschaften besitzt. „Diese Zusammenarbeit ist sinnvoll und notwendig, da hierdurch alle Wissenschaftsdisziplinen angemessen vertreten sind“, betont Prof. Dr. Volker ter Meulen, Präsident der Leopoldina. Mit beiden Akademien bestehen bereits enge Arbeitskontakte. Schavan: „Die große Stärke des nun umgesetzten Konzeptes liegt in seiner Flexibilität. Es musste gar keine neue Akademie gegründet werden, um die hervorragenden Expertisen in diesem Land optimal zu nutzen: Ähnlich einem Baukastenprinzip wird je nach Aufgabenstellung die optimale wissenschaftliche Besetzung für jeweils gefragte Beratungen oder Vertretungen zusammen gestellt.“

Oberstes Ziel einer solchen Beratung ist es, drängende Zukunftsfragen aufzuzeigen, die aus wissenschaftlicher Sicht fächerübergreifend und interdisziplinär bearbeitet werden sollten. Alle drei beteiligten Akademien sowie andere Länderakademien können einem Koordinierungsgremium, dessen Federführung die Leopoldina hat, Themen vorschlagen. Auch Parlamente und Behörden können wissenschaftsbasierte Gutachten anregen.

„Inhaltlich sind Stellungnahmen unterschiedlicher Komplexität vorgesehen“, erklärt ter Meulen: Stellungnahmen zu interdisziplinären Themenkomplexen, Stellungnahmen zu fachspezifischen Themen sowie Ad hoc-Stellungnahmen zu tagespolitisch aktuellen Themen.

Beispiel für ein interdisziplinäres Thema ist das Projekt „Chancen und Probleme einer alternden Gesellschaft – Die Welt der Arbeit und des lebenslangen Lernens“. Dieses Projekt von Leopoldina und acatech ist auf drei Jahre angelegt (2006–2008). Die Arbeitsgruppe wird die beste wissenschaftliche Evidenz und Alternativen für umfassende gesellschaftliche Reformoptionen erarbeiten.
Eine zweite, sehr stark interdisziplinär ausgerichtete Arbeitsgruppe wird derzeit gemeinsam von der Leopoldina mit der BBAW eingerichtet. Sie beschäftigt sich mit dem ebenfalls gesellschaftlich hoch relevanten Thema „Fertilität und gesellschaftliche Entwicklung“.

Beispiel eines fachspezifischen Themenkomplexes, zu dem innerhalb kurzer Zeit von der Leopoldina mehrere Stellungnahmen erarbeitet wurden, ist das Thema der Infektionskrankheiten. Eine andere Stellungnahme war die acatech Studie „Mobilität 2020. Perspektiven für den Verkehr von morgen“.

Je nach tagesaktuellem Bedarf – etwa bei der kurzfristig angekündigten Novellierung eines Gesetzes oder einer plötzlich auftretenden Gefahrensituation – kann die Leopoldina Stellungnahmen innerhalb weniger Tage anfertigen. Ein Beispiel hierfür ist die Anfang Mai 2007 veröffentlichte Stellungnahme des Präsidiums der Leopoldina zur Stammzellforschung in Deutschland. Sie wurde kurzfristig zur Anhörung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags von einigen Leopoldina-Mitgliedern unter Einbeziehung externer Experten erstellt.

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