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Press Release | Friday, 22 January 2010

Von der Funktion eines Virus und der Mathematik in der Politik - Leopoldina lädt zu zwei Vorträgen am 26. Januar ein

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften lädt am Dienstag, 26. Januar, zu zwei wissenschaftlichen Vorträgen in die Emil-Abderhalden-Straße 36, Halle (Saale) ein. Bei den monatlichen Vorträgen stellen Mitglieder der Akademie ihre Forschungsarbeit vor.

  • 16.30 Uhr, Prof. Dr. Hans-Georg Kräusslich, Heidelberg: „Mit einfachen Mitteln – Form und Funktion eines Virus“

Viren sind die einfachsten biologischen Einheiten. Ohne eigenen Stoffwechsel und für ihre Vermehrung auf eine Wirtszelle angewiesen, stehen sie an der Grenze zwischen belebter und unbelebter Natur. Die Infektionserreger, die in der Lage sind, wesentlich komplexere Zellen oder ganze Organismen umzuprogrammieren, organisieren sich aus einfachsten Bausteinen selbst zu regelmäßigen und oft sehr ästhetischen Strukturen – im Extremfall lediglich aus einem Genom und einem einzigen Proteinbaustein. In seinem Vortrag wird Hans-Georg Kräusslich einen Einblick in die Prinzipien geben, die der viralen Partikelbildung und -funktion zu Grunde liegen. In seiner eigenen Arbeit befasst er sich mit Morphogenese und Architektur des Humanen Immundefizienzvirus, damit, wie die Form des Viruskapsides seine Funktion bestimmt und damit, wie sich aus diesen Prinzipien neue Strategien zur Hemmung von HIV ableiten lassen.

  • 17.30 Uhr, Prof. Dr. Martin Grötschel, Berlin: „Mathematik, Politik und Recht“

Politiker müssten doch in der Lage sein, faire Wahlverfahren, rationale gesellschaftliche Entscheidungsprozesse und schlupflochfreie Marktregulierungen zu finden; und wenn sie sich nicht einigen können, so denkt fast jeder, dann sollen das eben unsere Gerichte regeln. In diesem Vortrag wird dargestellt, dass dies unerfüllbares Wunschdenken ist. Die Gründe dafür sind mathematischer Natur. Zum einen kann man z.B. mathematisch beweisen, dass es (in einem präzisierbaren Sinn) gar keine „fairen“ Wahlverfahren und keine „rationalen“ Entscheidungsprozesse gibt. Zum anderen sind bei Regulierungs- oder Deregulierungsmaßnahmen die auftretenden technischen Restriktionen häufig so kompliziert
(man denke an Schienen- oder Luftverkehr, an die Nutzung von Pipelines), dass sie einfach nicht in juristischer Sprache formuliert werden können. Gut gemeinte Verordnungen sind nicht selten mathematisch widersprüchlich, führen auf praktisch unlösbare Probleme oder überfordern das Verständnis aller Beteiligten. Diese Beispiele legen nahe, dass bei einigen Gesetzgebungsprozessen und Verordnungen mathematischer Sachverstand erforderlich ist. Dieser wird derzeit aber nur sehr selten genutzt.

Hans-Georg Kräusslich ist Professor für Virologie und Leiter der Abteilung Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Seit 2006 ist er Mitglied der Leopoldina-Sektion Mikrobiologie und Immunologie.

Martin Grötschel ist seit 1991 Mathematikprofessor an der Technischen Universität Berlin, Vizepräsident des Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik Berlin und Sprecher des  DFG-Forschungszentrums MATHEON „Mathematik für Schlüsseltechnologien“. Seit 2005 ist er Mitglied in der Leopoldina-Sektion Informationswissenschaften.

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