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Diskussionspapiere

Gemeinsam Schutz aufbauen (2019)

Verhaltenswissenschaftliche Optionen zur stärkeren Inanspruchnahme von Schutzimpfungen

Published by Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und Akademie der Wissenschaften in Hamburg

(2019, 22 pages)

Schutzimpfungen sind die beste Strategie, um eine Ansteckung mit schwerwiegenden Infektionskrankheiten zu verhindern. Sie haben weltweit zur Eindämmung von übertragbaren Erkrankungen beigetragen. Die meisten Menschen haben ein hohes Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit von Schutzimpfungen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung nimmt aus sehr unterschiedlichen Gründen Impfungen nicht oder nur unvollständig in Anspruch. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Akademie der Wissenschaften in Hamburg haben im Juni 2019 zu diesem Thema das Diskussionspapier „Gemeinsam Schutz aufbauen“ veröffentlicht.

Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers machen darauf aufmerksam, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, die das Vertrauen in Schutzimpfungen und deren Inanspruchnahme erhöhen. Konkret benennen sie folgende Handlungsoptionen, die auch unabhängig von der möglichen Einführung einer Impfpflicht zeitnah umgesetzt werden sollten:

  • Entscheidungen für Schutzimpfungen unterstützen: Die Gründe, warum Schutzimpfungen genutzt oder nicht genutzt werden, müssen weiterhin dauerhaft erfasst und untersucht werden. Die Erkenntnisse über diese Gründe aus den Sozial- und Verhaltenswissenschaften sollten genutzt werden, um den individuellen Entscheidungsprozess durch unabhängiges Informationsmaterial, vertrauensbildende Maßnahmen und den Abbau von praktischen Barrieren zu unterstützen.
  • Angebote für Schutzimpfungen an die Lebensgewohnheiten der Menschen anpassen: Der Zugang zu Schutzimpfungen könnte zum Beispiel durch Angebote an leicht erreichbaren Orten wie am Arbeitsplatz und zu günstigen Zeiten, etwa am Wochenende, vereinfacht werden. Impfungen sollten bei jedem Arzttermin, gleich welcher Fachrichtung, ermöglicht werden. Durch Erinnerungssysteme könnte die Zahl der verpassten Termine für Impfungen und Auffrischungen gesenkt werden.
  • Kommunikation über den Gemeinschaftsschutz stärken: Fast jede Schutzimpfung trägt auch zum Schutz derjenigen Menschen bei, die nicht geimpft werden können, weil sie für die Impfung noch zu jung sind oder gesundheitliche Gründe dagegen sprechen. Bei älteren Menschen ist die Wirksamkeit von Impfungen zudem zuweilen eingeschränkt. Dieser soziale Nutzen des Gemeinschaftsschutzes sollte in der Kommunikation über Schutzimpfungen verstärkt aufgegriffen werden.
  • Gemeinsam die Verantwortung für den Gemeinschaftsschutz wahrnehmen: Die Bedeutung des Gemeinschaftsschutzes wird dadurch verstärkt, dass sichtbare Gruppen ihre Verantwortung für Andere konkret zeigen, etwa, wenn Beschäftigte im Gesundheitswesen, Lehrkräfte und Personal in Gemeinschaftseinrichtungen routinemäßig geimpft sind. Gemeinschaftsaktionen zum Thema Gesundheit, bei denen Impfungen angeboten werden, können ebenfalls motivieren, zum Gemeinschaftsschutz beizutragen.
  • Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal in der Kommunikation besser ausbilden: Für die meisten Menschen sind Ärztinnen und Ärzte der wichtigste Kontaktpunkt in gesundheitlichen Fragen. Daher sollten sie so aus-, weiter- und fortgebildet werden, dass sie Patientinnen und Patienten aktiv, verständlich und auf der Grundlage wissenschaftlicher einschließlich verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse zu Schutzimpfungen beraten können.

Leopoldina

Elmar König

Leiter der Abteilung Wissenschaft – Politik – Gesellschaft, Leiter Berliner Büro

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