Leopoldina Home Menü

Leopoldina Home

Akademie

Objektsprache und Ästhetik – Wertdimensionen des Objektbezugs in historischer Perspektive. Das Beispiel Konchylien

Naturkundliche Museen wollen die Vielfalt der Natur an einem Ort versammeln und abbilden. Aber wann sind es Steine, Pflanzen oder Tiere „wert“ gesammelt zu werden? Was geschieht mit diesen Objekten, wenn Sammlungen aufgelöst oder zusammengeführt werden? Und wie verändert sich die Perspektive auf sie, wenn sich wissenschaftliche und museale Standards verändern?

Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden in Europa erstmals staatliche Museen, welche die privaten und höfischen Sammlungen zum größten Teil ablösten. Dort wurden die aufbewahrten Objekte auch in neuen Systematiken und Aufstellungen zusammengeführt und geordnet. Die neuen Museen waren öffentliche Orte, die sich an ein neues, bürgerliches Publikum richteten.

Konchylien, die gewundenen Gehäuse von Muscheln und Schnecken, waren in der Frühen Neuzeit besonders begehrte Sammelobjekte. Einerseits waren sie in vielfältiger Weise von wissenschaftlichem Interesse: Naturforscher beschäftigten sich mit deren Wachstum, versuchten sich an mathematischen Beschreibungen oder zogen kosmologische Analogien. Konchylien spielten auch eine wichtige Rolle in Diskursen zur Erdgeschichte und waren für die Theologie von Bedeutung. Im Rahmen von physikotheologischen Überlegungen etwa, nahmen sie schon damals einige heutige Thesen zum „Intelligent Design“ vorweg. Andererseits wurde Konchylien auch ein hoher ästhetischer Wert beigemessen, der sie zum Beispiel zu einem beliebten Motiv in der Kunst machte.

Das vom BMBF im Programm „Sprache der Objekte“ geförderte Verbundprojekt, das gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn durchgeführt wird, betrachtet die geschichtliche Entwicklung von drei Konchyliensammlungen im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Es beschäftigt sich mit der Frage, wie sich das Verhältnis von Objektsprachlichkeit (Bezeichnung und Beschreibung der Objekte) und Ästhetik in dieser Zeit änderte. Dabei ist von besonderem Interesse, wie sich dieser Wandel im Kontext der Museen auf den Wert der individuellen Objekte ausgewirkt hat.

Projektleitung:

Teilprojekt I/Projektkoordination – Zentrum für Wissenschaftsforschung

  • Dr. Simon Rebohm (Koordinator)
  • Lasse Stelzer (Projektmitarbeiter), Link zum CV
  • Robert Nasarek (Ehemaliger Mitarbeiter)

Teilprojekt II – Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

  • Dr. Frank Steinheimer (Projektleitung)
  • Dr. Karla Schneider (Projektleitung)
  • Dr. Andreas Stark (Projektmitarbeiter)

Teilprojekt III – Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

  • Prof. Dr. Martin Sander (Projektleitung)
  • Dr. Georg Heumann (Projektleitung)

Projektlaufzeit

2018-2022

Beteiligte Institutionen

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina; Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Goldfuß-Museum der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie); Gefördert vom BMBF im Förderprogramm „Sprache der Objekte“

Veranstaltungen

„Objektsprache und Ästhetik: Wertdimensionen des Objektbezugs“ Symposium, Online, 10. März 2022

„Naturkunde als religiöse Praxis: Die Leopoldina und die Konchylienkunde im 18. Jahrhundert“ Wissenschaftshistorisches Seminar, Online, 11. Januar 2022

„Wissen, Ordnung, Schönheit – Praktiken in naturkundlichen Sammlungen des 18. Jahrhunderts“ Workshop, Online, 12. April 2021

„Fossilien als Sammlungs- und Forschungsobjekte“ Workshop, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Bonn, 5.-6. Dezember 2019

„Konchylien: Molluskenschalen als Sammlungs- und Forschungsobjekte“ Workshop, Leopoldina, Zentrum für Wissenschaftsforschung, Halle (Saale), 21. Februar 2019

CONTACT

Leopoldina

Prof. Dr. Rainer Godel

Leiter der Abteilung Zentrum für Wissenschaftsforschung

Phone 0345 - 47 239 - 115
Fax
E-Mail rainer.godel (at)leopoldina.org