Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

Nova Acta Leopoldina Band 110 Nummer 377

Durch die Kombination von physischen Handlungen mit Spracheingaben lässt sich eine se- mantisch-pragmatische Disambiguierung im situativen Kontext durchführen. So kann z. B. im Auto das Kommando „Schneller“ als Aufforderung zur Einstellung einer höheren Ge- schwindigkeit des Scheibenwischers oder des Tempomaten interpretiert werden, abhängig davon, ob der Fahrer gerade den Scheibenwischerhebel oder die Taste für den Tempomaten bedient hat (vgl. Abb. 16). Abb. 16 Disambiguierung der Spracheingabe durch Bedienaktionen Während solche komplexen Computermodelle für die sprachliche Interaktion in instrumen- tierten Umgebungen mit ambienter Intelligenz heute erst in Forschungslaboren erprobt werden, haben einfachere Sprachdialogsysteme den Weg in den Alltag gefunden. Dadurch haben sich Anwendungen der Sprachtechnologie als ein neuer Wirtschaftszweig etabliert. 5. Sprachtechnologie im Alltag Sprachtechnologie begegnet uns heute bereits überall im Alltag. Telefonbasierte Auskunfts- und Kundendienstzentren setzen Sprachdialogsysteme verstärkt ein, zumindest um das Ge- spräch mit dem persönlichen Kundenberater schon durch eine automatisierte Vorqualifikation des Anrufenden vorzubereiten und zu verkürzen. Die neueste Generation von SmartPhones, wie das iPhone oder das Nexus One von Google, bieten das sprachgesteuerte Wählen, die Suche in Kontaktlisten, die Stichworteingabe per Sprache sowie das Diktieren von SMS- und E-Mail-Nachrichten in mehreren Sprachen an. Viele Banken bieten heute ein Sprachdialogsystem zur automatisierten Abwicklung ein- facher Finanztransaktionen über Telefon an. Die Systeme der ersten Generation mit geringer Kundenakzeptanz durch Einzelworterkennung, schlecht verständlicher Sprachsynthese und rudimentärem Sprachverständnis wurden inzwischen fast vollständig durch Systeme der zwei- ten Generation mit akzeptablem Dialogverhalten sowie hochwertiger Erkennung und Synthese kontinuierlicher Spontansprache abgelöst. Durch die rasche Verbreitung fortgeschrittener Sprachapplikationen außerhalb der telefonbasiertenAnwendungen – beispielsweise im Bereich der Adresseingabe für Navigationssysteme – haben immer mehr Kunden bereits Erfahrungen Nova Acta Leopoldina NF 110, Nr. 377, 119–141 (2011) Wolfgang Wahlster 136